: was macht eigentlich ... Carmen-F. Banciu?
Schreiben lernen
„Berlin ist mein Paris“ heißt Carmen-Francesca Bancius Liebeserklärung an ihre Wahlheimat. Eigentlich wollte sie an der Seine leben, aber nach der Wende blieb die Schriftstellerin mit ihren drei Kindern und ohne Mann in Berlin hängen. Bereut hat sie es bisher nicht. In den letzten dreizehn Jahren hat sie von hier aus mit ihrem rumänischen Vaterland abgerechnet und sich einen eigensinnigen Stil erarbeitet, der die Präzision, die die deutsche Sprache bietet, mit einem poetischen Duktus verbindet, der aus der rumänischen Kultur schöpft. So wird dem Ungeschliffenen Eleganz abgerungen und das Elegante als prätentiös entlarvt.
Seit kurzem bietet die 48-Jährige den Berlinern und Berlinerinnen die Möglichkeit, sie in ihren eigenen vier Wänden zu erleben. In der Leipziger Straße mit fantastischem Blick über den Gendarmenmarkt wohnt sie. Ein Elfenbeinturm ist es nicht. Einzige Bedingung an die Gäste: Sie sollen sich das Schreiben lehren lassen. Platz für Schwellenängste dürfen sie dabei nicht mitbringen. Blind ertasten sich die Lernwilligen Gegenstände des Hauses. Die sollen sie hinterher beschreiben, ohne sie gesehen zu haben. Mal müssen die AspirantInnen auch an etwas Eingepacktem riechen und für das Unbekannte im Anschluss daran Worte finden. Bei anderer Gelegenheit soll zu Stichworten wie „Eigensinn“ oder „Haut“ oder „Transit“ frei assoziiert werden. Auch Sätze wie „Ich bin vollkommen, so wie ich bin“ müssen durch schnelle Notizen verifiziert werden. So schreibe man sich frei, meint Banciu. Einmal frei, ist die Neugier auf das Private einer Schriftstellerin kein Tabu mehr. Schade, dass nicht mehr Autoren solche Offenheit im Angebot haben.
Nächster Termin: 6. Juni.
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FOTO: ARCHIV
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