Babies auf Droge

Mediziner und Suchthelfer fordern jetzt Rechtsanspruch auf Behandlung für Kinder drogenabhängiger Eltern

Lüneburg taz ■ Die Schäden von Babys, die im Mutterleib regelmäßig Drogen mitkonsumiert haben, sollen endlich als Krankheit anerkannt werden. Das forderten Fachleute aus Medizin, Suchthilfe und Wissenschaft auf einer Tagung der Lüneburger Jugendhilfe zur familienorientierten Drogentherapie. Nur durch Anerkennung, erklärte Tagungsleiter Ruthard Stachowske, hätten geschädigte Kinder einen Rechtsanspruch auf Behandlung. „Alkohol-Embryopathie, also Schäden des Embryos durch Alkoholkonsum der Mutter, ist anerkannt, Drogen-Embryopathie nicht“, sagte Stachowske. Das erschwere „Therapie und Finanzierung“.

Nach Schätzungen leben allein in Deutschland rund 50.000 Kinder und Jugendliche, deren Eltern abhängig von meist sogar verschiedenen Drogen sind. Drogenkranken Frauen gelinge es auch in der Schwangerschaft oft nicht, aus ihrer Sucht auszusteigen. Dadurch habe das Kind Entzugserscheinungen, Entwicklungsverzögerungen und oft auch physische und psychische Behinderungen seien die Folge.

Der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther erläuterte, wie mühsam die psychosoziale Kompetenz, die das Kleinkind sich in einer Drogenfamilie nicht aneignen könne, später erlernt werden müsse. Besseres und möglichst frühes Zusammenwirken von Kliniken, Fachärzten, Hebammen und Therapeuten sei hier gefragt. Zu oft werde die Erkrankung des Säuglings gar nicht erkannt. Zum Beispiel dann, wenn die Mutter das Ausmaß des Drogenmissbrauchs verschweigt.