Anschlag auf belebtem Markt in Kaschmir

Zahlreiche Zivilisten verletzt, als Handgranaten mutmaßlicher islamistischer Separatisten Armeekonvoi verfehlen

SRINAGAR dpa/taz ■ Bei einem Handgranatenangriff mutmaßlicher muslimischer Separatisten auf einem belebtem Markt im indischen Teil Kaschmirs sind gestern mindestens 64 Menschen verletzt worden. Ziel der Rebellen bei dem Angriff rund 35 Kilometer südlich der Hauptstadt Srinagar sei eine Patrouille der paramilitärischen indischen Grenztruppen (BSF) gewesen, teilte die Polizei mit. 14 Menschen seien schwer verletzt worden. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Unter den Verletzten seien drei BSF-Angehörige, der Rest seien Zivilisten, darunter auch zahlreiche Frauen und Kinder. Die Attentäter hätten mehrere Granaten auf einen Armeekonvoi geworfen, die diesen aber verfehlten und stattdessen auf dem Markt und an einer Busstation nahe einer Polizeistreife einschlugen.

Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen muslimische Separatisten seit 1989 bewaffnet für die Unabhängigkeit oder den Anschluss der Region an Pakistan. Dabei werden sie massiv von Islamisten unterstützt, die von Pakistan aus einsickern und von der pakistanischen Armee gefördert werden. Seit 1989 starben in Kaschmir bei Anschlägen und massiver Repression über 35.000 Menschen.

Pakistan und Indien haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um die geteilte Unruheregion. Seit einem Jahr bemühen sich die beiden Atommächte um Entspannung. Sie nahmen inzwischen Friedensgespräche auf, in denen auch eine Lösung für Kaschmir gefunden werden soll. Einige Islamisten kündigten an, weiterzukämpfen, bis kein Teil Kaschmirs mehr unter indischer Kontrolle ist. In den letzten Monaten ging die Zahl der Zwischenfälle in der Region zurück.

Der Konflikt um Kaschmir mit seiner mehrheitlich muslimischen Bevölkerung trifft das Selbstverständnis von Indien und Pakistan ins Mark. Während Indien sich als säkularer Staat mit einer multireligiösen Bevölkerung versteht, begreift sich Pakistan als Heimat der südasiatischen Muslime und wertet es als historischen Fehler, dass die Region bei der Aufteilung Britisch-Indiens dem östlichen Rivalen zugeschlagen wurde.