Gegen Gravitation

Jenseits von Dur und Moll: Vor einhundert Jahren hat Arnold Schönberg den Durchbruch zur freien Atonalität vollzogen. Morgen ist die Zeitenwende Thema in der Blinzelbar

Am Sonntag vor genau einhundert Jahren besiegelte der österreichische Komponist, Musiktheoretiker, Lehrer, Maler, Dichter und Erfinder Arnold Schönberg mit seinem Streichquartett in fis-moll op. 10 den Bruch mit der musikalischen Tradition. Dessen letzter Satz hat als erster in der Musikgeschichte keine festgelegte Tonart im klassischen Dur-Moll-tonalen System mehr und vollzieht damit den Durchbruch zur freien Atonalität: die Geburtsstunde der Neuen Musik.

Der unerhörte Charakter dieser Zeitenwende ist morgen Anlass eines Vortrags im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung der Blinzelbar und der Hamburger Studienbibliothek, der sich ausdrücklich auch an musiktheoretisch nicht vorgebildete Interessierte richtet. Dabei soll mit dem musikalischen Gehalt des Streichquartetts auch sein geschichtsphilosophischer erschlossen werden. Analysiert werden soll der musikalische Prozess, den das Schönberg’sche Werk gegen die zur zweiten Natur geronnene Dur-Moll-Tonalität führt. Welchen Niederschlag findet die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Gesellschaft, Tradition und Fortschritt, Freiheit und Notwendigkeit? Hat die Neue Musik musikalisch Geschichte schreiben können, die nicht bloß Schein bleibt?KERSTIN SCHROEDINGER

So, 21. 12., 14 Uhr, Blinzelbar, Große Bergstraße 156