nordsee-fischerei: Mit falschen Zungen
Jetzt dürfen also wieder mal mehr Kabeljau, Makrelen und Schollen in der deutschen Nordsee gefangen werden als bisher, obwohl sich die Bestände nicht nachhaltig erholt haben.
KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN
Das klingt bizarr, und man fragt sich, anhand welcher Kriterien die EU-Minister die herauf- und herabzusetzenden Quoten festlegen. Denn angesichts der Tatsache, dass 88 Prozent der europäischen Bestände überfischt sind, könnte es eigentlich nur einen generellen Fangstopp geben, bis sich die Bestände aller Fischarten messbar erholt haben.
Stattdessen scheinen die EU-Minister quasi nach Proporz festzulegen, wessen Quote gerade mit Herauf- und Herabgesetztwerden dran ist. Die Begründung: Der Fischerberuf müsse überleben. Das irritiert. Denn es kann ja wohl nicht darum gehen, einen Berufsstand nur deshalb zu erhalten, weil es ihn schon immer gab. Auch existiert kein Menschenrecht auf Fischverzehr. Besonders befremdet aber, dass scheinbar niemand bedenkt, das gerade die Erhöhung der Fangquoten den Fischerberuf vernichten wird.
Aber im Grunde geht es auch nicht um künftige Fischergenerationen. Sondern schlicht um die Wünsche der aktuell existierenden Fischereizunft, sprich Fischerei-Industrie. Deren Interessen zu vertreten ist legitim. Nur sollte man dann auch Klartext reden. Und sich nicht nachhaltiger geben, als man ist.
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