Keilerei an die Spitze

Mit 25:0 erspielten sich die Rugby-Frauen des FC St. Pauli den deutschen Meistertitel gegen das Team vom SC Germania List aus Hannover – endlich auch mal ein Anlass zu Jubel und Hoffnung bei dem arg lädierten Verein

Auf den Plakaten war schon vorher „Meisterliches“ angekündigt

von CHRISTINE KEILHOLZ

Der Sport mag an sich wenig Ästhetik haben, die Vorstellung von Keilerei im Staube auch nur wenig attraktiv sein: Und dennoch brachte der Sonnabend Nachmittag Glanz in die Hütte des FC St. Pauli. Wenn schon die Männer nicht glänzen, dann die Frauen. Wenn schon nicht in der Hausdisziplin Fußball, dann eben im Liebhabersport Rugby. Und ein Sieg bei der deutschen Meisterschaft mit 25:0 klingt schließlich nach was. Die Ankündigung „Meisterliches beim FC St. Pauli“ auf den Plakaten gab einen Eindruck davon, was der Verein an diesem brütend heißen Tag von seinen Frauen erwartete.

Mit rund 200 ZuschauerInnen war das Meisterschaftsendspiel gegen die Frauen vom Hannoveraner SC Germania List auf der Sportanlage Saarlandstraße richtig gut besucht. Findet der Kampfgeist der Spielerinnen sonst nur bedingt Würdigung vom Spielfeldrand, so bekamen am Sonnabend besonders die eindrucksvollen Gruppenkämpfe und Gerangel der 30 Feldspielerinnen Bewunderung beim Publikum. Die Männer von der Cheerleading-Abteilung bewunderten konsequent laut und ausdrucksstark.

In Deutschland dümpelt Rugby als eine der härtesten Ballsportarten bislang noch weit im Abseits – mit gerade einmal 8000 bundesweiten Mitgliedern. Anders in St. Pauli: Das Team von Trainerin Svetlana Matschkowski hat sich 1989 gegründet und sich nach ein paar eher düsteren Niederlage-Zeiten in der deutschen Leistungsspitze etabliert. Bei der Frauen-WM in Barcelona waren im Mai vergangenen Jahres zehn St. Pauli-Spielerinnen am Start.

Vereinspräsident Corny Littmann packte seine Verzückung über den Endspielsieg und seine Verehrung für die Rugby-Frauen in die Worte: „Ich stehe immer noch nicht auf Frauen, aber was sie heute geleistet haben, ist einfach erstklassig.“