DER RABATT FÜR AIDS-MEDIKAMENTE HAT SEINEN PREIS
: Nur Druck auf die Pharmafirmen hilft

Zuerst die gute Nachricht: In mehr als 120 Ländern können Aidsmedikamente und Testverfahren demnächst zu deutlich gesenkten Preisen gekauft werden. Die schlechte Nachricht: Die Länder müssen dafür erhebliche Auflagen erfüllen und sich langfristig an die Hersteller binden. Zudem ist nicht gesichert, dass die verbilligten Arzneien bei der Mehrzahl der Bedürftigen ankommen. Denn bisher werden nur rund 500.000 der weltweit mehr als 40 Millionen HIV-Infizierten medikamentös behandelt.

Trotzdem ist der von der Stiftung des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton ausgehandelte Pharmarabatt ein Erfolg. Er zeigt allerdings auch, wie schwierig der Weg bis zu solchen Nachlässen ist. Aidsaktivisten rund um den Globus fordern seit Jahren billigere und schneller zugängliche Medikamente. Doch die meisten Pharmafirmen lassen sich erst nach langwierigen Verhandlungen herunterhandeln. In Brasilien – das von der Weltgesundheitsorganisation immer wieder für seine Aidspolitik gelobt wird – drohte der Gesundheitsminister vergangenes Jahr gegenüber dem Schweizer Pharmakonzern Roche an, den Patentschutz auf dessen Aidsmedikament zu brechen. Initiativen wie „Ärzte ohne Grenzen“ forderten Boehringer-Ingelheim vor wenigen Monaten vergeblich auf, auf das Patent für ihr Aidsmittel zu verzichten. Immerhin erweiterte der Pharmamulti seine Herstellerlizenz auf andere Firmen.

Dabei ist die Bedrohung durch Aids dramatischer denn je. Dennoch brauchte es das Ansehen und Engagement Bill Clintons sowie die Unterstützung der Weltbank und von Unicef, um vier indische und einen südafrikanischen Hersteller von einer Kostensenkung zu überzeugen. Hoffentlich wird die billigere Aidsbekämpfung auch für Pharmafirmen in Ländern, die bisher nicht so stark heimgesucht wurden, bald ein wichtigeres Anliegen. Traurig, dass erst ein ehemaliger Präsident im Verein mit weltweit tätigen Hilfsorganisationen aktiv werden muss, damit das Naheliegende auf den Weg gebracht wird. WERNER BARTENS

Der Autor ist Redakteur der Badischen Zeitung