Irokese im Wasser

Vier Träger schleppen ein Seeungeheuer ins Obergeschoss des Überseemuseums, wuchten es mühsam durch das Treppenhaus. 30 Kilo wiegt das Kunststoff-Modell eines sieben Meter langen Riemenfischs. In einer Rumpelkammer wartet das Wesen seit gestern Mittag auf seinen großen Auftritt bei der Ozeanien-Ausstellung, die Ende November beginnt. Der Plastikriese ist das erste von mehreren großen Objekten, die für die Ausstellung geplant sind. „Lebendig haben den Riemenfisch vielleicht zehn Leute auf der Welt gesehen“, spekuliert Peter René Becker, Leiter der Naturkundeabteilung im Überseemuseum. Vermutlich eine beeindruckende Erfahrung, denn mit seinem sieben Meter langen Schlangenkörper, den riesigen Glubschaugen und seinem feuerroten Irokesenkopfschmuck sieht der Fisch wahrlich imposant aus. „Lange Zeit haben angespülte Kadaver den Mythos von grausamen Seeschlangen genährt“, so Becker. Forscher vermuten den Riemenfisch etwa 1.000 Meter unter der Meeresoberfläche, vor allem in den warmen Gewässern des Pazifik und im indischen Ozean. Völlig überraschend wurde nun Anfang des Jahres an der britischen Nordseeküste ein Exemplar aus dem Wasser gezogen – lebendig. Doch kein Grund zur Sorge: Auch wenn der Riemenfisch in unseren Gewässern überlebensfähig ist, stellt er für den Menschen keine Gefahr dar. Das Unterwasservieh ernährt sich ausschließlich von Kraken und kleinen Krustentieren. Torben Waleczek / Foto: Stefan Bargstedt