„Isch‘s wäge dem Präsi?“

Frau Angie Merkle hat stressige Wochen hinter sich: politische Turbulenzen, wegweisende Entscheidungen, anstrengende Machtspiele. Höchste Zeit für einen Friseurbesuch. Bei ihrem Udo

Wenn Angie spät dran ist, dann muss es hopp, hopp gehen. Dann spritzen die Mitarbeiter (Voraussetzung: quali oder adelig) in Udos Salon nach allen Seiten. Dann heißt es: „Schnell, schnell, Frau Merkle muss wieder zum Regieren.“ Und wen immer Udo auch grade unter dem Messer hat, er lässt ihn sausen und kümmert sich um „La Cheffa“, wie er sie manchmal scherzhaft nennt. Aber das darf nur Udo.

Udo (beleidigt Angies Zotteln zausend): Was nimmsch du aigentlich für en Gääl?

Angie (unaufmerksam): Gäl, wat soll ’n diss sein?

Udo (baff): Wie – du waisch net, was e Gäl ischt? Dass die Haare stähen!

Angie (aufzeigend): ’N Jeel! Ihr habt aber ooch ne ulkije Sprache da unten. Jeel heest det. Und: brauch ich nich. Haare wie Betong.

Udo (lauschend): Bätton? Entschii, sei mir net bös, aber du schausch momentan schon arg ramponiert aus … also …

Angie (verzagt die dünne Mähne schüttelnd): Stress, Stress, nüscht wie Stress, det kannst du dir in dein schnucklign Plissierstübchen nich vorstelln.

Udo (verständnisvoll): Gell, es isch wägen dem Bundespräsident? Also, Entschiee, da kann i dir nen winzige Vorwurf net erschpare: warum hascht du auch net den Schäuble gnommen, sondern den Dings …

Angie (kühl): Köhler Horst.

Udo (eindringlich): Äbe. Nix gäge den Mann, aber was isch denn des für oiner? Ich bitt dich. Beim Schäuble woiß ma doch Bscheid. Des wär doch genau der Richtige gewäse, där isch doch oiner von uns.

Angie (echt überrascht): Watt, der is ooch schwuul?

Udo (zart errötend): Noiiii. I mein doch, der ischt ein Gelbfüßler. Mir send bekanntlich äußerst schdabil und verlässlich.

Angie (wenig begeistert): So? Na ja. ’S gibt solche und solche …

Udo (dramatisch die Stimme senkend): Entschii, pass uff: I sag dir was. Nimm den Schäuble – ein Behinderter als Präse – das möge die Leut. Denk an onseren Maschtrplan.

Angie (ebenfalls tuschelnd): Ehmt. So ’n Behinderter hätte mir doch prima jepasst! Ehrlich! Ich wollt ihn ja ooch jerne, aber Guidooo …

Udo (Hände in die Hüften): Hör mer doch uff! Des kansch du deinem Frisör verzähle!

Angie (diabolisch): Ehmt.

Udo (konspirativ): Entschii, nimm den Schäuble! Scheiß uff den Guido …

Angie (scheinheilig): Und watt mach ’n wa mit Horst?

Udo (hohl): Wem?

Angie (deutlich): Horst Köhler, dem Kandidaten?

Udo (frech): Ach, der Dings – den sägsch du ab. Des kannsch du doch.

Angie (scheinheilig heroisch aufbrausend): Udo, ick muss schon bitten. Bin ick Brutus? Ick kämpfe immer mit offner Brust!

Udo (ihr rasch die Trockenhaube überstülpend): Bloß net.

ALBERT HEFELE