Konzerne unterstützen Streik

Angst vor Imageschäden: Multis helfen indonesischen Textilarbeiterinnen

BERLIN taz ■ Wenn die Arbeiterinnen der indonesischen Fabrik Micro Garment am 19. April an die Strickmaschinen gehen, dann haben sie einen anständigen Arbeitsvertrag in der Tasche: Sie erhalten den gesetzlichen Mindestlohn, sind krankenversichert und dürfen sich gewerkschaftlich organisieren. Noch im Mai vergangenen Jahres hatten 537 von ihnen dafür gestreikt – und waren rausgeflogen.

Erreicht haben sie diesen Erfolg nicht nur durch eigene Zähigkeit. Entscheidend war der Verbraucherdruck aus Europa, der schließlich auch große Firmen wie H&M und Tom Tailor zur Einsicht zwang.

Die Kampagne für saubere Kleidung hatte kurz nach der Entlassung dafür gesorgt, dass bei H & M, s.oliver, Olsen und den anderen Abnehmern der Jacken und Sweatshirts hunderte von Protestbriefen einliefen. Vor einem Tom-Tailor-Laden in Hamburg-Altona machten in Bettlaken gehüllte Aktivistinnen von Terres des Femmes die Passanten auf das Problem aufmerksam. „Zunächst hat Tom Tailor geleugnet, dass sie überhaupt Ware aus der Fabrik beziehen“, berichtet Gisela Burckhardt. Doch die öffentliche Aufmerksamkeit und der befürchtete Imageschaden führten zu einer Strategiewende: s.oliver schickte Kontrolleure nach Indonesien, während H&M die Situation durch Wissenschaftler vom „Workers Rights Consortium“ aus den USA untersuchen ließ – und daraufhin der Firma keine neuen Aufträge mehr geben wollte.

Zunächst schienen sich durch das Engagement der Kunden die Fronten eher noch zu verhärten: Die Chefin der damals noch unter dem Namen Kahatex firmierenden Firma nahm den Boykott von H&M zum Anlass, eine Wiedereinstellung der einst streikenden Arbeiterinnen erst recht auszuschließen.

Dann, im Februar diesen Jahres, gelang endlich der Durchbruch: Neue Bestellungen wurden an die Wiedereinstellung der Arbeiterinnen und korrekte Arbeitsverträge gekoppelt. Bis zum 19. April werden die Auftragsbücher nun wieder voll sein, so die Hoffnung der Fabrikleiterin.

ANNETTE JENSEN