Schneller Abschluss, wenig drin

Bis 2007 haben Bachelor und Master die meisten Diplom- und Magisterstudiengänge verdrängt. Kritiker befürchten beim Bachelor eine Verflachung der Ausbildung. Wer mehr will, braucht den Master. Doch den kriegt nicht jeder

Mit minimaler Ausbildung maximales Geld verdienen. All das möglichst schnell und am besten auf den internationalen Märkten. Wer im großen Rennen triumphieren will, ist bei Magister oder Diplom an der falschen Adresse. Bachelor und Master heißen die modernen Abschlüsse, mit denen auch Berlins Universitäten die Studierenden locken. Dass dabei weniger Zeit für die eigentliche Bildung bleibt, kümmert die Unis wenig.

Erst vergangene Woche beschloss der Akademische Senat der Freien Universität, dreizehn Studiengänge zum Wintersemester auf den Bachelor umzustellen. Auch an Humboldt-Universität (HU) und Technischer Universität (TU) setzt man auf die neuen Abschlüsse. „Bis 2007 werden wir bei den meisten Studiengängen diese internationalen Abschlüsse eingeführt haben“, sagt Jörg Steinbach, Vizepräsident der TU.

Nur sechs Semester dauert die Ausbildung zum Bachelor. Die derzeitige Regelstudienzeit liegt bei neun bis zehn Semestern, die tatsächliche Studiendauer oft weit darüber. Gerechnet wird nicht mehr in Seminar- und Abschlussarbeiten, sondern in Modulen und Leistungspunkten.

Ein Modul umfasst mindestens zwei Lehrveranstaltungen und dauert ein Semester. Die Arbeitszeit, die ein Studierender für ein Modul aufbringen muss, drückt sich in Leistungspunkten aus. Ein Leistungspunkt soll 30 Arbeitsstunden entsprechen. 30 Punkte muss man pro Semester erbringen. Wer das nicht will oder zeitlich nicht schafft, muss mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. Bei häufigem Fehlen ist ein Abschluss nicht möglich.

Die Befürworter dieses Systems loben seine Überschaubarkeit. Die Vorteile liegen auf der Hand: Vorlesungen und Seminare tragen bereits zur Abschlussnote bei. Prüfungen stehen nicht nur am Ende oder in der Mitte des Studiums, sondern kontinuierlich an. Leistung wird zumindest rechnerisch bis auf die Stunde genau honoriert. Am Ende winkt dann ein internationaler Abschluss. Die Nachteile: Umfassendes Wissen steht nicht im Mittelpunkt. Wer in drei Jahren sein Studium abschließen muss, steht unter enormem Druck – und hat nicht die Zeit, über den Tellerrand in andere Fächer hineinzuschauen.

Die Qualität des Abschlusses in der Wirtschaft ist zudem fraglich. Oft entspricht der deutsche Bachelor gerade mal einem aufgeblasenem Vordiplom. Mit so einem „Bachelor light“ stehen die Chancen auf dem internationalen Markt schlecht. Wer eine umfassende Ausbildung bevorzugt, muss gut genug sein, für einen anschließenden zweijährigen Aufbaustudiengang akzeptiert zu werden. Der führt zum Master und entspricht dann ungefähr wieder dem heutigen Diplom. Dann wäre wieder alles beim Alten. DAVID DAUNER