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Das Düsseldorfer Pflegeheim Pro Seniore setzt wegen unbezahlter Rechnungen eine Bewohnerin vor die Tür

Düsseldorf taz ■ Das Düsseldorfer Altenpflegeheim Pro Seniore hat am Gründonnerstag eine Heimbewohnerin ohne ihre Genehmigung von Düsseldorf in ihren rheinland-pfälzischen Heimatkreis Wittlich-Bernkastel transportiert, weil sie ihre Pflegekosten nicht bezahlen konnte. Dem Pflegeheim droht nun eine Strafanzeige.

Eine Pflegerin und ein Jurist des Pro Seniore-Heims hatten die bettlägrige Frau mit einem Krankenwagen vor das Gebäude der Kreisverwaltung von Wittlich-Bernkastel gefahren und dort abgesetzt. „Das war schon eine spektakuläre Aktion“, sagt Kreissprecherin Ute Erz. Der Kreis, der die Seniorin mittlerweile in einem eigenen Pflegeheim untergebracht hat, droht Pro Seniore wegen der ungewollten Tour durch die Republik nun juristische Konsequenzen an: „Wir sehen einen hinreichenden Verdacht auf eine Straftat“, sagt Erz. Der Kreis werde nun einen Bericht an die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und die Heimaufsicht des Sozialamtes schicken und die Aufnahme von Ermittlungen fordern.

Die Heimaufsicht zeigt sich schockiert: „So etwas habe ich noch nie erlebt, das ist ein unglaublicher Vorgang“, sagt Roland Buschhausen vom Düsseldorfer Sozialamt. Aus den medizinischen Unterlagen sei hervorgegangen, dass der Gesundheitszustand der Seniorin extrem schlecht und der Transport ein Risiko gewesen sei. „Wir werden die Zuverlässigkeit des Heimbetreibers prüfen“, sagt Buschhausen. Das Sozialamt stehe in Kontakt mit der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Dort gibt man sich noch zurückhaltend: „Wir warten zunächst den Bericht ab“, erklärt Sprecher Johannes Mocken. „Vorstellbar ist jedoch bei unserem derzeitigen Kenntnisstand, dass ein Anfangsverdacht wegen Nötigung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung besteht.“

Pro Seniore unterhält in Deutschland über 100 Altenheime mit mehr als 17.000 Betten und ist damit einer der größten privaten Pflegeheimbetreiber. „Kompetente Pflege und Menschlichkeit“ seien die Leitmotive der Arbeit, heißt es im Internetauftritt des Unternehmens. Gegenüber der taz wollte man sich zu den Vorwürfen nicht äußern. KLAUS JANSEN