Rechte Hooligans fühlen sich „provoziert“

Senat beantwortet Anfrage zu gewaltbereiten Fußballfans. Polizei registriert mehr Anzeigen bei Werder-Heimspielen

Die polizeiliche Datenbank „Gewalttäter Sport“ verstößt gegen die Persönlichkeitsrechte der Fans. Das entschied das Oberverwaltungsgericht Lüneburg in der vergangenen Woche. Damit bestätigte das Gericht ein Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover vom Mai. Zuvor hatte ein Fan gegen die Speicherung seiner Daten ohne richterliche Anweisung geklagt. Schon wer am Rande eines Spiels von der Polizei kontrolliert wird, kann in der beim BKA als Länderkooperation geführten Datei landen. Eine Verurteilung oder auch nur ein konkreter Tatvorwurf sind dafür nicht notwendig. Polizeipräsident Eckard Mordhorst hatte die Festsetzung von über 200 Frankfurter Fans vor vier Wochen unter anderem damit gerechtfertigt, dass etwa ein Viertel von ihnen in der Datei gespeichert waren. Dabei hatte Mordhorst in der Innendeputation davon gesprochen, dass alle rechtlichen Voraussetzungen für diese Datei gewährleistet seien. sta

Die rechte Bremer Hooligan-Szene attackiert am Rande von Fußballspielen immer häufiger die so genannten „Ultra“-Fans. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine große Anfrage der CDU hervor. Die Hooligans fühlen sich demzufolge von den überwiegend linksgerichteten Ultras „provoziert“.

Etwa 60 Hools aus Bremen werden von der Polizei zur Kategorie C, also den „zur Gewalt entschlossenen“ Fans gezählt. Je nach Spielkonstellation gesellen sich auswärtige Hooligan-Gruppen zu ihnen, so dass diese Zahl auf 80 bis 90 Personen ansteigen kann. Neben der seit 20 Jahren bestehenden Gruppierung „Standarte Bremen“ sind jüngeren Hooligans bei den „City Warriors“ und „Nordsturm Brema“ organisiert. Diese seien geschlossen dem rechten Spektrum zuzuordnen, so der Senat.

Laut Polizei stagniert die Anzahl der Hooligans in der letzten Zeit. Es sei aber zu beobachten, dass sich die rechtsextreme Werder-Anhängerschaft zunehmend von den „Ultras“ aus dem Vereinsumfeld herausgefordert fühlt.

Die „Ultras“ orientieren sich nach Ansicht der Innenbehörde „am linksautonomen Spektrum“. In der Vergangenheit sei von ihnen versucht worden, einzelne Mitglieder aus dem Polizeigewahrsam „freizupressen“ oder den Zugriff der Polizei auf Gruppenangehörige zu verhindern. Die „Ultras“ treten zwar öfter polizeilich in Erscheinung, seien aber weit weniger gewalttätig als Hooligans, so der Bericht weiter. Sie werden mehrheitlich der Kategorie B zugerechnet, sind also „ständig zur Ausübung von Gewalt bereit“. Allerdings prügeln sie sich in der Regel nicht mit Unbeteiligten. Ihr Ziel ist es laut Bericht, das Weser-Stadtion „nazifrei“ zu machen. Die Polizei schätzt die Ultra-Bewegung in Bremen auf derzeit 200 Personen, erwartet aber, dass diese Zahl ansteigt.

Im Weiteren gab der Senat an, dass im November 2008 120 Anhänger von Werder Bremen in der Datei „Gewalttäter Sport“ (siehe Kasten) gespeichert waren, wobei aus der Datei nur die Vereinszugehörigkeit, nicht aber die Meldeadresse der erfassten Personen hervorgeht.

Insgesamt gab es in der vergangenen Bundesligaspielzeit mehr Strafanträge bei Werder-Heimspielen als in der Vorsaison. So gingen 37 Strafanzeigen wegen Körperverletzung bei der Polizei ein, zwanzig mehr als noch vor fünf Jahren. Im selben Zeitraum verdoppelten sich die Kosten für die Polizeieinsätze auf 2,2 Millionen Euro. STH