USA machen beim Steuerdumping vorn mit

Während der Boomjahre bis 2000 zahlte ein Großteil der US-Konzerne überhaupt keine Körperschaftsteuern

NEW YORK taz ■ Morgen ist in den USA der Stichtag für Steuererklärungen, doch die Unternehmen braucht das nicht groß zu stören: Ein Großteil hat nicht einmal während der Boomzeit der 90er-Jahre Gewinnsteuern bezahlt. Das geht aus einer aktuellen Studie des General Accounting Office in Washington hervor.

Danach sollen 61 Prozent aller US-Unternehmen von 1996 bis 2000 keinen Pence für Körperschaftssteuern ausgegeben haben– trotz eines nominalen Steuersatzes von 35 Prozent. Ausländischen Firmen in den USA ging es noch besser: 71 Prozent blieben in dieser Zeit verschont.

Eine Erklärung dafür gibt die GAO nicht. Das US-Steuerrecht bietet aber – wie die meisten nationalen Steuerrechte – eine Menge an so genannten Gestaltungsmöglichkeiten zur Verringerung der Bemessungsgrundlage. Allein mit der subventionierten Herstellung von synthetischem Brennstoff sollen sich Unternehmen laut Time Magazine pro Jahr Steuererleichterungen von insgesamt 1 Milliarde US-Dollar verschafft haben. So hatte die Hotelkette Marriott im Oktober 2001 gleich vier Betriebe gekauft, die synthetischen Brennstoff herstellen. Resultat: Ein steuerlich absetzbarer Betrag von 156 Millionen Dollar und eine Absenkung der real zu zahlenden Gewinnsteuer auf nur noch 6,8 Prozent. Damit lag das Unternehmen laut Time unter dem Steuersatz eines Steuerzahlers mit einem Einkommen von nur 20.000 Dollar. Dieses Steuerschlupfloch wird zur Zeit vom Internal Revenue Service unter die Lupe genommen.

Noch beliebter sind Steueroasen wie die Cayman Islands und Bermuda. Erst vor ein paar Wochen stellte das GAO fest, dass 59 der 100 größten Zulieferer der US-Regierung dort Tochtergesellschaften und Standorte eröffnet haben, um Steuern zu sparen. Darunter befinden sich Firmen wie Halliburton, Boeing, Exxon Mobil, IBM und Raytheon. 26 der 59 Zulieferer sollen so genannte Foreign Sales Corporations gegründet haben.

Sorgen um zu hohe Abgaben an Uncle Sam brauchen sich US-Unternehmen auch in Zukunft nicht zu machen. Damit sie „im internationalen Wettbewerb weiterhin mithalten“ können, will Präsident George W. Bush die Unternehmenssteuern auch nominal senken. Sein Rivale, der demokratische Senator John Kerry, befürwortet ebenfalls eine Reduzierung. Er hofft damit die Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland zu unterbinden.

Viel zu kürzen gibt es allerdings nicht mehr: Der Anteil der Unternehmenssteuern an den staatlichen Steuereinnahmen insgesamt ist in den letzten 60 Jahren bereits von 40 Prozent auf 7,4 Prozent gesunken. Während der vierjährigen Boomzeit lag er zwischen 10 und 11 Prozent. Der Anteil der privaten Lohn- und Einkommensteuern pendelt dagegen seit Jahren zwischen 40 bis 50 Prozent.

HEIKE WIPPERFÜRTH