: Spottdrossel trifft Lerche
Kommende Woche beim Philharmonischen Konzert: Olivier Messiaens „Dès Canyons aux Étoiles“
Ein Berg bei Pasowan im US-Bundesstaat Utah trägt seit 1977 den Namen Messiaenmax. Der französische Komponist Olivier Messiaen wurde damit für sein 1974 in New York uraufgeführtes Werk „Dès Canyons aux Étoiles“ geehrt, das er im Auftrag der Musikmäzenin Alice Tully zum 200. Geburtstag der USA komponierte. Wenn man sich fragen würde, welche Werke überzeugte Gegner der zeitgenössischen Musik bekehren könnten, würde einem dieses grandiose Werk einfallen: „Dès Canyons aux Étoiles“ ist zutiefst spannend, dokumentiert das hundertminütige Werk doch die einzigartigen Grundlagen von Messiaens Ästhetik.
Messiaen lobt mit seiner Musik ganz einfach Gott und sein wichtigstes Mittel dabei ist die Erforschung von Vogelstimmen. „Sie haben mir das Recht gegeben, Komponist zu sein“, sagte er einst. Er hat die Vogelstimmen in aller Welt gesammelt und transkribiert. Im Bild von den steilwandigen Schluchten der Canyons in Utah vermitteln sie zwischen Himmel und Erde. Zu hören: die afrikanische Elster, die Sahara-Lerche, die Spottdrossel, den Obstgartenpirol....
Dazu kommt eine eigene Rhythmus- und Klangfarbenlehre – Messaien selbst hat seine Musik auch als einen „theologischen Regenbogen“ bezeichnet. „Dès Canyons aux Étoiles“ besteht aus drei großen und zwölf kleinen Teilen, führt von der Wüste zum Berg Zion als Synonym für das ewige Jerusalem, das für das Paradies steht: Mit Glocken werden Gestein und Gestirne zu einem ewig wirkenden Klangstrom. Messiaen hat hier eine Gegenwelt von überragender Kraft entworfen.
Beim 9. Philharmonischen Konzert in der Glocke am kommenden Montag und Dienstag dirigiert Reinbert de Leeuw, einer der größten Kenner von Messiaens Musik. Den Soloklavierpart spielt der junge Benjamin Kobler, in Sachen zeitgenössischer Musik einer der herausragenden Nachwuchspianisten. Und das Hornsolo spielt der diesjährige „Artist in Residence“ Radovan Vlatkovic.
Ute Schalz-Laurenze
19. und 20.4. um 20 Uhr in der Glocke
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