Die Heizungsbauerin soll keine Ausnahme sein

Über 6.400 Mädchen sollen am 22. April, dem offiziellen „Girls’ Day“, in männerdominierte Berufe hereinschauen. Wenn es aber um den tatsächlichen Job geht, wählen die meisten jungen Frauen nach wie vor Klassiker wie Friseurin

Architekten bauen Häuser und Tischler Schränke – so einfach ist das. So prompt antworten Mädchen, wenn man mit Blick auf die Berufswahl nachfragt, was eigentlich hinter den Bezeichnungen steckt. Wenn die Fragerei allerdings weitergeht, gehen der einen oder anderen die Antworten gerade bei handwerklichen und technischen Berufen aus.

Wenn es um räumliches Denken und den Umgang mit Maschinen geht, verläuft sich das Interesse von Mädchen angeblich im Nirgendwo. Kein Wunder: Abgegriffene Klischees wie etwa das von den Frauen, die nicht mit Zahlen umgehen können, spuken munter weiter in den – männlichen – Unternehmerköpfen. Manche würden noch immer das „weibliche Potenzial“ verkennen, kritisierte am Mittwoch Wirtschafts- und Frauensenator Harald Wolf (PDS). Das soll der „Girls’ Day“, der Mädchen-Zukunftstag, am 22. April ändern (siehe Kasten). Ein wichtiger Tag, findet Wolf angesichts des eingeschränkten Blicks vieler junger Frauen bei ihrer Berufswahl.

Von etwa 400 staatlich anerkannten Ausbildungsberufen suchten sich bundesweit die meisten jungen Frauen ihren Job in zehn der klassischen Frauenjobs, heißt es in einem DGB-Berufswahl-Ratgeber – die beliebtesten sind Friseurin, Bürokauffrau oder Krankenschwester. Die wenigsten wollten hingegen in männerdominierten Berufen wie Heizungsbauerin, Energieelektronikerin oder etwa Mechanikerin etwas werden. In Berlin sieht das nicht anders aus: Absolvierten 2002 laut Handwerkskammer rund 3.200 junge Männer ihre Lehre im Berliner Bau- und Ausbaugewerbe, waren es nur 200 Frauen in der gleichen Branche.

Auch nach den Erfahrungen von Daniela Joch, Architektin bei BAUFACHFRAU Berlin e. V., trauen sich zu wenig Frauen in die Baubranche. Grund genug, für den gemeinnützigen Bildungsträger zum „Girls’ Day“ Schnupperkurse anzubieten. „Projektleiterinnen aus der Denkmalpflege, Architektinnen und Tischlerinnen werden über ihre Arbeit berichten“, erzählt sie. Bei der Theorie bleibe es allerdings nicht. Geplant ist unter anderem ein Besuch auf dem Kinderbauernhof Pinke Panke in Pankow. Dort könnten die Mädchen den BAUFACHFRAUEN bei ihrer Arbeit an Fachwerkhäusern helfen.

„Mädchen und auch Jungen müssen bei der Berufsorientierung ihren Horizont erweitern“, meint Ingrid Fliegel vom Kreuzberger Kreativ- und Bildungszentrum „Gelbe Villa“. Zusammen mit der Fraktion der Bündnisgrünen hat das Zentrum einen Tag im Abgeordnetenhaus organisiert. Dann soll es um die dort ausgeübten Berufe gehen: Politikerin, Journalistin und Bodyguard. ANDREA BREDDERMANN