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ausgefallene weltenVerlorene Zebrajahre

„wo meidrich liegt, wo meidrich siegt ist überall bekannt.“ (Zebratwist)

Wäre es nach dem Präsident des Zweitligisten MSV Duisburg, Walter Hellmich gegangen, der Zebratwist der Hans Blum Band würde sich noch in diesem Jahr tief hinein die Trommelfelle der Gäste aus Bayern oder Schalke bohren. „Wir wollen aufsteigen“, sagte der schwergewichtige Bauherr Hellmich vor der Saison. Zur Verwirklichung dieses Ziels griff er auch tief in die Tasche. 17 neue Spieler sollten es sein. Namen wie: Rob Maas, Dietmar Hirsch, Miroslav Spizak oder Josef Ivanovic. Eher durchschnittlich begabt. Doch sowohl Präsident Hellmich als auch Trainer Norbert Meier waren vom Zusammenwachsen der Mannschaft überzeugt. Mussten sie auch. Denn auch das alte und zum Teil ehrwürdige Wedaustadion wird völlig umgestaltet: Laufbahn raus, alle Plätze überdacht – ein reines Fußballstadion musste her. Niemand sollte mehr bei drei Grad und Nieselregen im zugigen Wedaustadion dem trostlosen Gekicke beiwohnen müssen. Nach dem letzten Heimspiel wurde schließlich die Haupttribüne zum Abriss frei gegeben. Die Fans konnten sich ihre persönliche Sitzschale mit ins heimische Wohnzimmer nehmen. Der letzte Bauabschnitt sollte beginnen. Auch sportlich.

18.4. Duisburg - Burghausen

„Dieses Spiel ist ein Endspiel“, wurde MSV-Coach Norbert Meier zu Wochenbeginn zitiert. Falsche Richtung! Nach zwei Niederlagen in Folge stehen die Duisburger auf Platz acht. Neun Punkte Abstand auf einen Aufstiegsplatz. Nach oben geht nichts mehr. Aber nach unten: Sollte der MSV am Sonntag gegen den Abstiegskandidaten Wacker Burghausen verlieren, würden die beiden Vereine nur noch drei Punkte trennen. Das falsche Zittern könnte beginnen. Passend zur Einweihung der ersten Tribünen, auf denen die zu oft gehörten „Meier-Raus-Rufe“ durch die Dachkonstruktion noch lauter daherkommen dürften. Keine schönen Aussichten.

Wahrscheinlich wird der MSV Neunter. Trotzdem wird die Saison 2003/2004 zumindest aus sportlicher Sicht als eine weitere Verlorene in die Meidericher Annalen eingehen. Wie schon die drei unansehbaren Spielzeiten zuvor. Die Mannschaft blieb erneut weit hinter den Erwartungen des überkritischen Umfelds, vor allem aber hinter den Erwartungen des rührseligen Präsidenten und Mäzens Walter Hellmich zurück: Spätestens zur Fußball-WM 2006 sollte der MSV wieder erstklassig sein. Außerdem die Nummer drei im Revier. Ehrgeizige Ziele. Momentan hat selbst Nachbar Rot-Weiß Oberhausen die Zebras überholt.

Immerhin rechnen die Verantwortlichen erstmals seit vielen Jahren mit einem ausverkauften Stadion. Gerade jetzt, wo es sportlich überhaupt nicht läuft. Verstehe da noch einer die Zebrawelt. HOLGER PAULER

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