Kabul verliert Kanal

Auswärtiges Amt will TV-Sender der Deutschen Welle in Afghanistan nicht mehr finanzieren. Kanal vor Einstellung

BERLIN taz ■ Dem vom Auswärtigen Amt finanzierten afghanischen Fernsehprogramm der Deutschen Welle (DW) droht im Juni das Aus. Für die zweite Jahreshälfte fehlen dem Nachrichtenprogramm in den Landessprachen Paschtu und Dari 600.000 Euro, sagte DW-Fernsehprogrammdirektor Christoph Lanz der taz.

Das Auswärtige Amt habe mitgeteilt, die Finanzierung nicht fortsetzen zu können. Aus Kreisen des Auswärtigen Amtes hieß es, es müssten in den finanzschwachen Zeiten Prioritäten gesetzt werden. Es sei zudem noch nicht sicher, über welche finanziellen Mittel das Amt selbst verfügen werde.

Nach Informationen der taz war zwischen DW und Auswärtigem Amt vereinbart worden, das Programm sowohl aus dem Globalhaushalt als auch aus Mitteln des Auswärtigen Amtes zu finanzieren. Der Anteil von 400.000 Euro, die nun auf das AA zukommen, ist dem Amt aber offensichtlich zu hoch.

Dass die Deutsche Welle das Etatloch selbst stopfen kann, ist jedoch angesichts ihrer finanziellen Lage unwahrscheinlich. Nach kontinuierlichen Kürzungen in den vergangenen Jahren sollen in diesem und im kommenden Jahr weitere 4,5 Millionen Euro im Etat eingespart werden. Man werde jedoch alles tun, das Programm zu erhalten, heißt es bei der DW. Das Fernsehen der Deutschen Welle erfüllt in Afghanistan einen besonderen Auftrag, denn es beliefert als einziger ausländischer Sender das staatliche afghanische Fernsehen RTA (Radio and Television Afghanistan). SASCHA TEGTMEIER