h.g. hollein Bauchschau

Die Haut, in der ich stecke, spannt bisweilen etwas. Günstigstenfalls liegt das an einem Sonnenbrand. Meistens allerdings an einer Abfolge zu reichhaltiger Abendessen. „Das kommt davon, dass du immer so schlingst“, sagt die Gefährtin und verordnet mir dann immer einen Bananentag. Gut, mit Schokolade überzogen oder in Honig glasiert lässt sich eine ausschließliche Primatenzufuhr einigermaßen verkraften. Nur ist das nicht ganz das, was die Messerin meines Bauches im Sinn hat. Der Hinweis, dass ein wohlgewölbter Herrenbug als Auflage für eine gespannte Uhrkette vor noch gar nicht so langer Zeit als Statussymbol galt, zieht argumentativ denn auch eher begrenzte Kreise. So mümmele ich denn lustlos, aber ergeben ein ums andere Staudengewächs in mich hinein und hoffe, dass mein Ventralprofil alsbald wieder den kritischen Peilungen der Gefährtin standhält. Immerhin gehe ich nicht so weit wie der Gefährte der Schwester der Gefährtin, der in Zuständen vergleichbaren Umfangs auf Möhren gesetzt wird und die partnerbestimmten Trimmversuche mit heimlichen Abstechern in Döner-Buden zu unterlaufen pflegt. Ich könnte natürlich auch jeden Morgen meine 30 – oder sagen wir lieber gleich 50 – Bauchaufzüge machen (Press-ups heißt das heute wohl), allein, das Regelmäßige liegt mir nicht, zumal die Gefährtin beim Mitzählen eindeutig schummelt. Ich sehe mich eben eher als einen Sohn des Mondes, mal zu-, mal abnehmend und mit – zugegeben – wechselnder Anziehungskraft. Ansonsten halte ich es mit dem seligen Leo Slezak, der einstens flehte: „Herr, nimm mir meinen Bauch und gib mir dafür einen zweiten Magen.“