Hobbyjäger mit kriminalistischem Gespür

Ivan Gasparovic wird in der Stichwahl überraschend zum neuen slowakischen Staatspräsidenten gewählt

Der neue slowakische Präsident heißt überraschenderweise Ivan Gasparovic. Allen Unkenrufen zum Trotz, die schon eine Rückkehr des Populisten Vladimir Meciar in die hohe Politik befürchtet hatten, haben die Slowaken am Samstag doch das kleinere Übel gewählt: Mit einem Stimmanteil von 59,9 Prozent verwies Gasparovic seinen politischen Ziehvater Meciar aufs politische Altenteil. Meciar erhielt 41 Prozent der Stimmen, die Wahlbeteiligung lag bei 43,5 Prozent.

Ivan Gasparovic wurde am 27. März 1941 im slowakischen Poltar geboren. Nach dem Jurastudium an der Comenius Universität in Bratislava arbeitete er drei Jahre lang als Staatsanwalt bevor er sich, von 1969 bis 1990, einer akademischen Karriere als Spezialist für Strafrecht und Kriminalistik an der Prager Karlsuniversität widmete. Von Juli 1990 bis Juni 1992 war er Generalstaatsanwalt der Tschechoslowakischen Republik.

Interessanter als der berufliche ist allerdings der politische Werdegang des neuen slowakischen Staatsoberhauptes. Kurz, von Frühjahr bis Herbst 1968, war Gasparovic Mitglied der Kommunistischen Partei. Sein politisches Potenzial begann er aber erst ab 1992 zu verwirklichen, als er in die „Bewegung für eine demokratische Slowakei“ (HZDS) eintrat.

In der frisch gebackenen Slowakei unter Vladimir Meciar machte er rasant Karriere. Als Parlamentsvorsitzender mischte er eifrig in der kontroversen Regierungspolitik Meciars mit. So ließ er zum Beispiel 1996 den Abgeordneten Frantisek Gaulieder einfach aus dem Parlament werfen, weil dieser kurz zuvor sein HZDS-Mitgliedsbuch zurückgegeben hatte. Der Rauswurf wurde später vom Verfassungsgericht für unrechtmäßig erklärt.

„Immer und überall habe ich die nationalen Interessen der Slowakei und ihrer Bürger verteidigt und durchgesetzt. Das werde ich auch in Zukunft so tun“, sagte Gasparovic nach seiner Wahl.

Als Parlamentspräsident durfte er 1998 schon einmal ausprobieren, was ein Staatspräsident so macht. Damals hatte die Slowakei keinen Präsidenten, und Gasparovic erhielt einige von dessen Vollmachten.

Als Gasparovic im Jahre 2002 nicht auf der Kandidatenliste der HZDS berücksichtigt wurde, trat er kurzerhand aus und gründete seine eigene Partei – die Bewegung für Demokratie (HZD).

Selbst behauptet er, er habe damals gemerkt, dass alle Ideen, mit denen er sich politisch zu profilieren versuchte, eigentlich realisierbar seien. „Am meisten ärgert mich, dass die Änderungen ab 1998 in den sozialen Bereich eingegriffen haben und den Bürgern das Leben schwerer gemacht haben“, sagte Gasparovic vor mehr als zwei Jahren.

Der neue Oberslowake hat viele Studien über Strafrecht verfasst. Zu seinen Hobbies gehören Holzschnitzen, Jagen und Malen. Über sich selbst sagt er, er sei konsequent und schätzt bei anderen am meisten, wenn er ihnen vertrauen kann. Ivan Gasparovic ist verheiratet und hat zwei Kinder. ULRIKE BRAUN