UN-Polizisten beschießen sich gegenseitig

Im Kosovo kommen bei einem Schusswechsel zwischen Jordaniern und Amerikanern drei Menschen ums Leben

BERLIN taz ■ Bei einem Schusswechsel sind am Samstag in Kosovska-Mitrovica drei UN-Polizisten ums Leben gekommen. Es handelt sich dabei um einen Jordanier und zwei US-Polizistinnen. Elf Polizisten wurden zum Teil schwer verletzt, sagte der Sprecher der UN-Polizei, Neeraj Singh. Der Chef der UN-Mission, Harri Holkeri, äußerte sich „schockiert“ über die Ereignisse.

Zu dem Vorfall kam es, als ein Konvoi aus drei Fahrzeugen, in denen US-Polizisten, ein Österreicher und zwei Türken saßen, das Gefängnis von Mitrovica verlassen wollten. Die erst am 7. April ins Land gekommenen US-Polizisten hatten an einer Schulung über ihre neue Aufgabe in dem Gefängnis teilgenommen. An dem von jordanischen Polizisten bewachten Eingangstor kam es dann zu dem Schusswechsel. Eine jordanische Regierungssprecherin gab laut der amtlichen Nachrichtenagentur Petra an, der Polizist Ahmad Mustafa Ibrahim habe das Feuer eröffnet. Vier Jordanier, die den Schusswechsel überlebt haben, wurden anschließend verhört.

Dem Vorfall gingen nach inoffiziellen Quellen heftige Streitereien zwischen US-Amerikanern und den Jordaniern über die US-Politik im Irak voraus. Schon Tage zuvor kam es wegen der Gebete der Muslime zu Auseinandersetzungen zwischen den internationalen Polizisten, sagen diese Quellen. Nach Angaben eines UN-Polizisten aus den USA stritten sich mehrere seiner Kollegen mit den UN-Polizisten aus dem Nahen Osten über die Lage in Irak. Diese hätten ihren amerikanischen Kollegen vorgehalten, die USA würden Irak besetzen „wie alle anderen Staaten auch“, sagte der Polizist der Nachrichtenagentur AFP.

UN-Polizeisprecher dementierten diese Darstellung. Der Vorfall werde untersucht, Ergebnisse lägen noch nicht vor. Der Vorfall hat große Bestürzung im kosovarischen UN-Hauptquartier in Priština hervorgerufen. Zum ersten Mal haben sich UN-Polizisten in Ausübung ihres gemeinsamen Dienstes im Kosovo gegenseitig beschossen. Nach den Angriffen albanischer Demonstranten und Extremisten auf UN-Einrichtungen Ende März ist die UN-Mission ohnehin nicht mehr voll funktionsfähig. Die 3.000 Mitglieder der UN-Polizei aus über 30 Nationen können ihren Dienst nicht wie gewohnt durchführen, da sich die albanische Bevölkerung ihnen gegenüber weiterhin feindselig verhält. Seit den Unruhen hat die bisherige zentrale Aufgabe der UN-Mission, die Sicherheit im Lande zu garantieren und den Aufbau einer lokalen Polizei zu unterstützen, besonders stark gelitten. Sollten sich Gerüchte aus lokalen Quellen bestätigen, wonach die Polizisten aus islamischen Ländern inzwischen entwaffnet worden sind, würde die UN insgesamt in eine tiefe Krise geraten. Die UN-Führung hat allerdings alle diesbezüglichen Informationen dementiert.

ERICH RATHFELDER