Erinnerung an Mykonos-Opfer

Im Streit gegen Teheran hat sich der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nun doch durchgesetzt. Die Gedenktafel für die Anschlagsopfer wird heute feierlich enthüllt

Nach langem Streit wird der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf heute wie geplant eine Gedenktafel für die Opfer des „Mykonos“-Anschlags enthüllen. „Hier wurden im Auftrag eines fremden Staates Gäste der Stadt Berlin ermordet. So etwas sollte sich nicht wiederholen“, begründet die Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (SPD) die Entscheidung, trotz der Widerstände aus dem Iran an der Tafel festzuhalten.

In dem Restaurant „Mykonos“ in der Prager Straße waren 1992 vier oppositionelle Iraner im Auftrag des iranischen Geheimdienstes ermordet worden. In einem Aufsehen erregenden Prozess beschuldigte das Berliner Kammergericht 1997 Teheran des Staatsterrorismus. Entsprechend laut waren die Proteste seitens des Mullah-Regimes, als die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf im Dezember entschied, mit einer Tafel der ermordeten Oppositionellen zu gedenken. Noch im März schickte der Teheraner Bürgermeister einen Protestbrief an seinen Berliner Kollegen Klaus Wowereit (SPD).

„Es war richtig, die Gedenktafel zu Ehren der kurdischen Parteimitglieder aufzustellen, ob es dem iranischen Staat gefällt oder nicht“, meint Thiemen. Die Bezirksbürgermeisterin hat für die Entscheidung viel Dank erhalten, viele iranische und kurdische Gruppen haben ihr Blumen zugeschickt. Die Auseinandersetzung zwischen Bezirk und Teheran sei durch viele iranische Exilmedien gegangen, sagte ein Sprecher des Bezirksamtes. Zu der öffentlichen Enthüllung der Tafel werde auch eine Gruppe aus Frankfurt am Main erwartet. Auch der iranische Botschafter in Berlin ist über die heutige Enthüllung informiert worden. Seitens der Botschaft gab es gestern jedoch keine Stellungnahme. WB