BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER
: Bar: LEE HARVEY OSWALD Restaurant: NOLA’S Radio: STAR FM

BAR: LEE HARVEY OSWALD

Weggehen auf der Simon-Dach-Straße in Friedrichshain geht gar nicht mehr. Die ex-coole Kiezmeile ist ja mittlerweile zur Riesentouristenfalle mutiert. Doch ganz nahe neben der Milchkaffee/Caipirinha/Brunch-Fraktion kann man noch gemütlich feiern, wenn man in die Grünberger Straße einbiegt. Im „Lee Harvey Oswald“, benannt nach dem sympathischen mutmaßlichen Attentäter von JFK, sind die Drinks nach wie vor preiswert und ist das Barpersonal kompetent. Man kann flippern, manchmal auch Karaoke singen und über verirrte Teenies schmunzeln, die sich auf dem Weg zur Ballermannmeile verlaufen haben. Der Klub ist klein, nicht zu voll und die Musik entspannt, so dass man auch keinen Tanzstress hat. Es sei denn, taz-Kolumnistin Jenni Zylka herself steht mal wieder an den Plattentellern. SH

Lee Harvey Oswald Bar, Grünberger Str. 68, U1 Warschauer Straße, jeden Do., Fr., Sa. ab 22 Uhr

RESTAURANT: NOLA’S, MITTE

Mal ehrlich: Einmal im Jahr muss es einfach sein, das Bad in der Szene. Man kann ja nicht nur abhängen. Doch die Szene ist flüchtig. Im Bräustübl an der Veteranenstraße etwa findet man die Poser nicht mehr wie noch im letzten Jahr. Aber keine Bange, weit entfernt haben sich die Halb- und Viertelglamorösen nicht. Wer vom Bergstübl aus durch die Büsche blickt, erkennt sie schon oben auf der Terrasse des Nola’s.

Wo sich früher alte Paare im Dreivierteltakt der Volkssolidarität drehten und nach einem kurzen Intermezzo als Trinkhalle ist heute die Wrap- und Chicken-Wing-Gastronomie eingezogen. Bastian Pastewka, Jürgen Vogel und „Die Fantastischen Vier“ sollen schon vorbeigeschaut haben. Unter uns: Dass Barbara Schöneberger auch eine ausladende Stimme hat, kann man nur bei Nola’s auf der Terrasse erleben. Nur auf Tannenzäpfle-Bier muss man leider verzichten.

KAB

Nola’s am Weinberg, Veteranenstr. 9, 10119 Berlin, Tel. 44 04 07 66, täglich 10–2 Uhr. U 8: Rosenthaler Platz

RADIO: STAR FM

Man darf es natürlich nicht zugeben. Aber es gibt halt da draußen auch 87,9, star fm – den „Rocksender“. Theoretisch kann man das hören. Natürlich gibt es jede Menge dagegen zu sagen, nicht zuletzt, dass die Nachrichten aus Washington, D. C., kommen und zwar nicht nur geografisch, sondern auch tendenziell. Und wenn Moderatoren wie „T-Bone“ mit ihrem Superakzent Berlin als „Rock City“ bezeichnen, muss man schon aufpassen, dass man sich nicht in die Hosen macht.

Falls man aber halt zu jenen unglücklichen Menschen gehören sollte, die sich die Vergangenheit nicht vom Leib halten wollen, sondern dreimal täglich „Sweet Home Alabama“, „Freebird“ und so hören müssen, dann hat man mit star fm zwar auch nicht den heißen Draht zur Welt. Aber man fährt sicherer Auto. Weil man nicht ständig am Suchen ist. Nur wenn Nachrichten kommen.

87,9 star fm – der rocksender. Im Kabel: 94,55. Content: Rundfunkveranstalter GmbH & Co., 10178 Berlin. 73 Prozent der Hörer sind Männer