Eifel auf dem Öko-Trip

Im Nationalpark Eifel setzen Förderverein, Tourismusverband und Parkverwaltung ganz auf den sanften Tourismus. Forstwirtschaft und belgisches Militär sollen sich nach und nach zurück ziehen

VON SALVIO INCORVAIA

„Wir setzen ganz auf alternativen, sanften Tourismus“, sagt Malte Betzel. Der Sprecher der Nationalparkverwaltung Eifel will mit hervorragenden Wandermöglichkeiten in urwüchsigen Wäldern, romantischen Schluchten und rauschenden Bächen Naturfreunde in sein Revier locken. Er verspricht, das Programm im Laufe des Jahres noch zu erweitern.

Nachhaltiger Tourismus wird seit Beginn des Jahres in Deutschlands vierzehntem Nationalpark in der Eifel groß geschrieben: In der bergigen Landschaft im südwestlichen Zipfel Nordrhein-Westfalens wird die Natur wieder sich selbst überlassen. Forstwirtschaft und die militärische Nutzung durch belgische Truppen sollen sich nach und nach aus der Parkregion zurück ziehen. Die Realisatoren des Nationalparks möchten Ökologie, Kultur und Information nun zu wesentlichen Wirtschaftsgrundlagen machen: „Wir wollen der gesamten Region eine neue wirtschaftliche Perspektive bieten“, sagt Alice Gempfer vom „Förderverein Nationalpark Eifel“.

Der regionale Verein versteht sich als Mitentwickler des Parks und gleichzeitig als Sprachrohr der ansässigen Bevölkerung. Mensch und Region sollten durch den Park ökologisch und ökonomisch vorangebracht werden, sagt Gempfer. Auf große Hotelbetriebe möchte die Region dabei verzichten: Zahlreiche kleine und mittlere Hotels und Pensionen sollen den ansteigenden Alternativtourismus auffangen.

Naturverbundenheit wird großgeschrieben: „Wir wollen allen Nationalparktouristen optimale Voraussetzungen für einen naturverbundenen Urlaub geben, der auch umweltverträglich ist“, sagt Uschi Regh vom Verband Eifel-Touristik. Rund um das Schutzgebiet können Touristen auf das Walderlebniszentrum in Schleiden-Gmünd, das Wasser-Info-Zentrum in Heimbach, das Wildfreigehege mit Greifvogelstation in Hellenthal, den Hochwildpark in Mechernich-Kommern und das Naturerlebnisdorf Nettersheim stoßen.

“Die traditionsreiche Region Nordeifel bietet sehr viel historische Kultur“, sagt Regh. So seien bereits jetzt das Kloster Mariawald in Heimbach oder die historische Senfmühle in Monschau Ausflugsziele. „Unser Mittelalterspektakel mit den regelmäßigen Märkten und Turnieren auf der Burg Satzvey sind NRW-weit bekannt“, freut sich Regh.

Einziger Makel des neuen Nationalparks scheint der Truppenübungsplatz Vogelsang zu sein. Hier probt das belgische Militär noch immer für einen Ernstfall. Doch auch das Sperrgebiet soll für die Besucher bald zugänglich sein: Ende 2005 wollen die letzten Truppen das Gelände verlassen haben. Doch schon vorher gewähren die Militärs Einblicke: Samstag, Sonntag und an Feiertagen ist die „K7“ – die rund 12 km lange, zugewachsene, ehemalige Kreisstraße im Sperrgebiet – für Zivilisten geöffnet.

Zu Fuß oder mit dem Fahrrad kann ein völlig unberührtes Naturgelände erkundet werden. Eine Sehenswürdigkeit des Parks ist die ehemalige „NS-Ordensburg“-Vogelsang. Der Zugang zur ehemaligen Nazikaderschmiede bleibt jedoch noch untersagt.

Seit Beginn des Monats bietet die Nationalparkverwaltung auch regelmäßig „Rangertouren“ an. Grüngekleidete Parkwächter – die Ranger – mit ihren breiten Hüten drehen nun auch in Nordrhein-Westfalen ihre Runden und bieten spezielle Themenführungen an.

Malte Betzel von der Nationalparkverwaltung hat die intensive Ausbildung der Ranger lange begleitet. Er weiß: „Nach langer Ausbildungszeit freuen sich unsere Ranger nun auf ihren ersten Einsatz im Gelände.“ Gerade jetzt im Frühling sei dies im Nationalpark ein besonders schöner Start in den Naturschutzdienst.