Bahnen lahm gelegt

Spontaner Streik von einigen S-Bahnern führt zu Stillstand in der City. 40.000 Fahrgäste betroffen

Alle Räder standen nicht still. Aber viele. Und viele Berliner kamen verspätet zur Arbeit. Ein spontaner Streik von einigen S-Bahnern sorgte gestern Morgen für Stillstand in der Innenstadt. Hintergrund der Protestaktion sind die Tarifverhandlungen für die rund 4.000 S-Bahn-Beschäftigten, die gestern begannen. Sie sollen am Freitag fortgesetzt werden. Für die Gewerkschaften bestand allerdings vor und während der Verhandlungen eine „selbst verabredete Friedenspflicht“, so ein Sprecher der Bahngewerkschaft Transnet.

Der Streik, an dem nach Angaben der S-Bahn rund 20 Beschäftigte – darunter Fahrdienstleiter und Triebwagenführer – teilnahmen, zeigte enorme Wirkung. Zwischen 7 und 8 Uhr fielen auf den Nord-Süd- und West-Ost-Linien innerhalb des S-Bahn-Ringes rund 120 Züge aus. Rund 40.000 Passagiere mussten warten oder auf U-Bahnen und Busse umsteigen. Gegen 10 Uhr hatte sich der Zugverkehr weitgehend normalisiert. Dass heute oder morgen ähnliche Aktionen stattfinden, sei unwahrscheinlich, hieß es in der Branche.

Das Unternehmen, das der Deutschen Bahn AG gehört, reagierte hart. Die Streikenden wurden bis auf weiteres vom Dienst entbunden. Arbeitsrechtliche Schritte würden nun geprüft, so ein Unternehmenssprecher. Unerlaubte Arbeitsverweigerung kann Abmahnung und Kündigung zur Folge haben.

Die Gewerkschaften fordern rund 5 Prozent mehr Lohn und Gehalt und höhere vermögenswirksame Leistungen. Dagegen will die S-Bahn die Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich senken, Zulagen für Wochenend- und Feiertagsarbeit streichen und die vermögenswirksamen Leistungen kürzen. Nach dem neuen Vertrag mit dem Senat erhält die S-Bahn 26 Millionen Euro pro Jahr weniger. ROT