Otto von Braunschweig
: Der vergessene Kaiser

Es war ein großer Tag, nicht nur für Otto. Erst mussten er und seine Unterstützer Philipp von Schwaben aus dem Weg räumen, einen Staufer, der eigentlich der neue Kaiser werden sollte. Dann mussten sie Papst Innozenz III. überzeugen, der auf einmal Bedenken anmeldete. Erst am 4. Oktober 1209 hatten sie das Ziel erreicht: Der Braunschweiger Otto erhielt vom Papst in Rom die Kaiserwürde. Er war der erste und gleichzeitig letzte Welfe, der es auf den Kaiserthron des Heiligen Römischen Reiches schaffte.

Der Popularität von Otto IV. hat das wenig gebracht. Deutlich besser bekannt ist heute Ottos Vater Heinrich der Löwe, obwohl der nur Herzog wurde. Auch Ottos Onkel Richard Löwenherz ist wesentlich populärer. Er soll sich um Ottos ritterliche Erziehung gekümmert haben.

Ob unbekannt oder nicht – für die Braunschweiger Tourismus- und Eventbeauftragten ist Otto der IV. ein dankbares Thema. 2009 wurde anlässlich des 800. Jahrestages der Kaiserkrönung als „Kaiserjahr“ ausgerufen. Auf Braunschweig wartet ein Jahr voller Otto-Veranstaltungen, von denen sich Oberbürgermeister Gert Hoffmann „Gäste aus ganz Deutschland“ verspricht. Ende Mai beispielsweise gibt es einen historischen „Hoftag des Kaisers“, bei dem junge Männer in den Ritterstand erhoben werden sollen. Und am 4. Oktober, dem Tag der Kaiserkrönung, wird die Krönungszeremonie nachgespielt, inklusive Feuerschluckern vor historischer Kulisse.

Weniger glanzvoll dagegen ist das Licht, in dem Otto der IV. für viele Historiker dasteht. Schon ein Jahr nach seiner Krönung zum Kaiser versuchte er, das Königreich Sizilien zu erobern und verscherzte es sich deswegen mit dem Papst. Daraufhin stellte der Papst Otto unter Bann und entzog ihm seine Unterstützung.

Nach weiteren Niederlagen zog sich Otto weitgehend nach Braunschweig zurück. Sowohl Otto als auch sein Vater Heinrich „können als gescheiterte Herrscher gelten“, sagt Welfen-Experte Bernd Schneidmüller von der Uni Heidelberg. „Das Urteil der Zeitgenossen war zwiespältig. Die einen feierten ihn zeitweilig als großen Kaiser, die anderen warfen ihm Geiz und Brutalität vor.“ KLI

Fotohinweis:OTTO IV., geboren 1175 oder 1176 in Braunschweig, ist der einzige Welfe, der jemals Kaiser wurde. FOTO: DPA