Im Amtsgericht
: SMS mit rechtsradikalem Inhalt

Reichsadler auf dem Handy

Sascha W. hat sich hübsch gemacht an diesem Dienstagmorgen. Er trägt ein sauberes weißes Hemd und helle Bluejeans, auf dem Kopf zwei Zentimeter dunkelblondes Haar. Sascha W. sitzt auf der Anklagebank des Bremer Amtsgerichts. Der Vorwurf: „Verbreitung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.“

Oktober 2002: Peter G. bekommt eine SMS auf sein Handy. Sie zeigt SS-Runen, Reichsadler und Hakenkreuz. Darunter der Text „Der Sieg ist unser, Blut und Ehr und 88“. Die Ziffer Acht steht hier für den achten Buchstaben im Alfabet – 88 steht deshalb in gewissen Kreisen verschlüsselt für „Heil Hitler“. Der Straßenbahnfahrer aus Bremen ist auf jeden Fall so empört, dass er bei der Polizei Anzeige erstattet. Schnell ist der Absender der SMS ermittelt: Sascha W., 27 Jahre alt.

Mit kaum hörbarer Stimme erklärt Sascha W. der Richterin im Amtsgericht seine Beweggründe für die Nazi-Nachricht. Seine Freundin sei von Peter G. via Handy belästigt worden. Außerdem habe ihn dieser in mehreren Textnachrichten als „Nazi-Schwein“ beschimpft. „Irgendwann ist mir dann halt der Kragen geplatzt und ich habe dem Typen diese SMS geschickt.“

Peter G., heute als Zeuge geladen, berichtet eine andere Version der Geschichte: „Meine Mails gingen an die Freundin des Angeklagten. Wir kennen uns schon lange und letztes Jahr erzählte sie mir, ihr neuer Freund sei rechts.“ Er habe seine Bekannte in der Folgezeit nur warnen wollen: „Ich hatte Angst, dass sie zu einer Nazibraut wird.“

Das Verfahren wurde schließlich eingestellt. Verteidiger Ralf Grüppemeier störte der Begriff „Verbreitung“ in der Anklageschrift. Schließlich seien die braunen Symbole nur an ein Handy – und nicht an mehrere – versandt worden. Dazu kommt, dass Sascha W. bei der Polizei bislang nicht als rechtsradikal aufgefallen ist. Die Richterin entschied: Der Angeklagte bekommt die Auflage, 350 Euro an den Bremer Tierschutz-Verein zu zahlen. Dann werde das Verfahren eingestellt. SMS-Empfänger Peter G. machte das nicht gerade glücklich: „Der stottert jetzt seine drei Monatsraten ab und lacht sich tot.“ TW