Friedensplan wird zerbombt

Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Bus in Jerusalem sterben mindestens 17 Menschen. Bewaffneter Arm der Hamas bekennt sich. Israel reagiert sofort und feuert Raketen auf Gaza

JERUSALEM dpa/afp ■ Nur eine Woche nach dem Friedensgipfel von Akaba erlebt der Nahe Osten einen neuen Ausbruch von Gewalt. Ein palästinensischer Selbstmordattentäter sprengte sich am Mittwoch in einem voll besetzten Passagierbus in Jerusalem in die Luft und riss mindesten 16 Israelis mit in den Tod. Dutzende weitere erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Wenig später feuerten israelische Kampfhubschrauber in Gaza erneut Raketen auf ein Fahrzeug mit Hamas-Aktivisten ab und töteten mindestens sechs Insassen. Ein Augenzeuge berichtete nach dem Anschlag in Jerusalem, der Bus sei „von der Wucht der Explosion förmlich zerrissen worden“. Der Jerusalemer Polizeichef Micki Levy sprach von einem besonders großen Sprengsatz. Zu dem Attentat bekannte sich die der bewaffnete Arm der Hamas, Issedin al-Kassam. Rund eine Stunde nach dem Selbstmordanschlag in Jerusalem feuerte die israelische Armee von Hubschraubern auf ein Auto in Gaza. Dabei starben nach palästinensischen Krankenhausangaben Massud Titi und Suheil Abu Nahel, zwei hochrangige Mitglieder der Issedin-al-Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der Hamas. Mindestens 20 Menschen seien verletzt worden.

Nur Stunden zuvor hatte Israels Ministerpräsident Ariel Scharon angekündigt, Israel wolle ungeachtet der scharfen internationalen Kritik an der versuchten Tötung des Hamas-Führers Abdelasis Rantisi die Liquidierungen fortsetzen. Die radikal-islamische Hamas-Bewegung hatte am Dienstag nach dem israelischen Raketenangriff in Gaza blutige Vergeltung geschworen.

Israelische Kampfhubschrauber hatten am Dienstag den Fahrzeugkonvoi von Rantisi mit mehreren Raketen beschossen. Er entkam leicht verletzt. Drei Palästinenser – darunter eine Mutter und ihre kleine Tochter – wurden aber getötet und 60 Menschen verletzt. Drei weitere Zivilisten wurden kurz darauf getötet, als Soldaten ein Stadtviertel nordöstlich von Gaza beschossen. Die Armee antwortete damit auf den Beschuss der israelischen Stadt Sderot.

US-Präsident George W. Bush verurteilte den Anschlag in Jerusalem „aufs Schärfste“. Zuvor hatte er Kritik an dem israelischen Vorgehen in Gaza geäußert.

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