Manipuliert, vergiftet, vertuscht und verzögert

Geschasste Sanlu-Chefin plädiert im Prozess wegen der Melamin-verseuchten chinesischen Babymilch auf schuldig

PEKING rtr ■ Im Milch-Skandal in China gibt es ein erstes Geständnis. Tian Wenhua, die 66-jährige Ex-Geschäftsführerin der größten chinesischen Molkerei Sanlu, habe sich schuldig bekannt, verdorbene und minderwertige Produkte verkauft zu haben, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch. Wenhua habe Monate verstreichen lassen, bevor sie die Behörden darüber informierte, dass Milchprodukte aus ihrem Unternehmen mit der Chemikalie Melamin gestreckt wurden. Melamin wird zur Kunststoffherstellung und in Düngemitteln verwendet. Mit Wasser gemischt, sollte es einen höheren Proteingehalt vortäuschen. Die Manipulation hatte sich zum größten Nahrungsmittelskandal der letzten Jahre ausgewachsen. In China erkrankten rund 300.000 Kinder an Nierenkrankheiten, mindestens sechs starben. Durch die internationalen Verflechtungen des Milchkonzerns gelangten die gestreckten Produkte auch in andere Länder, vorwiegend in Asien. Sanlu ist inzwischen insolvent.

Wenhua erklärte vor dem Gericht in Shijiazhuang in der Provinz Hebei, sie habe Mitte Mai über Verbraucher von der verdorbenen Milch erfahren. Daraufhin habe sie der Sache in einer Arbeitsgruppe auf den Grund gehen wollen. Die Provinzregierung habe sie erst am 2. August schriftlich informiert. Die Behörden ihrerseits meldeten dies erst einen Monat später der nächsthöheren Verwaltungsebene. Dies hatte Spekulationen ausgelöst, der Vorfall werde vertuscht, um die Olympischen Spiele in Peking nicht zu überschatten. Diese hatten im August stattgefunden.