Ejemplo Salamanca

23 neue Hotels, 1.927.444 Menschen und 1.101 Veranstaltungen: 2002 war Salamanca Kulturhauptstadt

Enrique Cabero Morán, Prorektor der Universität von Salamanca, war 2002 Generalkoordinator von Salamanca als Kulturhaupstadt Europas. Im Instituto Cervantes sprach er über die spanischen Erfahrungen.

Die erste Erkenntnis: Mit 1,5 Millionen Euro war die Stadt ausgesprochen billig dabei. Den „Rest“ des 32-Millionen-Haushalts trugen zu gleichen Teilen Sponsoren sowie die Provinz- und die Zentralregierung. 1.101 Programmpunkte wurden so ermöglicht. Zehn Millionen InteressentInnen kamen zwar nur virtuell (www.salamanca2002.org), 1.927.444 echte jedoch verschlissen 300.000 der salmantinischen Stadtpläne. Im übrigen Land wurden immerhin 16.300.000 Briefmarken mit Salamanca-Motiven verklebt. Ganz abgesehen von den 15.316 Erwähnungen in Presse, Funk und Fernsehen.

Akribisch sind die Erfolge verbucht – und man ahnt, was Cabero Morán meint, wenn er sagt: Eine Absage hätte sich als „gravierendes historisches Trauma“ mit der Wirkung einer „kollektiven Depression“ ausgewirkt. Aber er betont auch: „Eine Kulturhauptstadt-Bewerbung ist für jede Stadt eine einmalige Chance, über sich nachzudenken“ – und sei insofern nie vegeblich.

Ob es denn vermeidbare Fehler gegeben habe, von denen Bremen lernen könne? Cabero Morán nennt – neben der Schwierigkeit, über die Dauer eines 365-Tage-Festivals die Spannung zu halten – „Zeit“ als entscheidenden Erfolgs-Faktor: Vorbereitungszeit. Salamanca hatte sich nach dem Zuschlag ein umfangreiches Bauprogramm vorgenommen. Neben 23 Hotels entstanden ein neues Theater und eine Vielzweckhalle. Das „Liceo“ wurde wieder aufgebaut und das Provinzgefängnis verwandelte sich in ein Museum für Moderne Kunst.

Noch Ende 2001 habe niemand so recht an die Fertigstellung der zahlreichen Bauvorhaben geglaubt – deren Räume allerdings schon komplett gebucht waren. Gut also, dass Bremen mit dem Space Park bereits heute enorme vakante Kapazitäten vorhält.

Gab es in Salamanca nachhaltige Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt? Kultur- und Kongresstourismus boomen, genauere Erhebungen stehen jedoch noch aus. Tendenziell sieht Cabero Morán positive Effekte eher bei Druckereien und Bewachungs-Unternehmen denn im unmittelbaren Kulturbereich.

Die generelle Einschätzung von Uli Fuchs vom Bremer Kulturhauptstadt-Team: „Möglichst nichts imitieren“. Jede Stadt müsse ihren eigenen Weg finden. Im übrigen sieht er Salamanca eher in einer Reihe mit den ehemaligen Kulturhauptstädten Brügge und Florenz (die auf Grund ihrer Geschichte ein traditioneller orientiertes kulturelles Leitbild hätten), während die Bremer Strukturen an Glasgow (1990), Liverpool (2008) und Lille erinnerten – das im kommenden Jahr den Titel trägt. Henning Bleyl