Glaubens- oder Existenzfrage?

betr.: „Lobbyismus oder Gerechtigkeit? In der Öffentlichkeit erwecken Attac & Co. den Eindruck inhaltlicher Homogenität. Tatsächlich jedoch ist die globalisierungskritische Bewegung äußerst heterogen“ von Katharina Koufen , taz vom 2. 6. 03

Wozu soll denn da ein Gegensatz zwischen Studierten/Entwicklungsbefürwortern und Arbeitenden/für ihre eigenen Interessen Streitenden aufgebaut werden? Und was ist wohl an der Position „Mehr Chancen für die Entwicklungsländer, ja. Aber Hände weg von Tariflöhnen, Kündigungsschutz und Sozialversicherungen“ „schwammig“. Die ist doch die einzig vernünftige Strategie.

Vielleicht leuchtet es auf einem Nachbargebiet leichter ein: Wem nützte es, wenn wir unsere mühsam errungenen Umweltschutzstandards aus (missverstandener) Solidarität mit den Entwicklungsländern wegwerfen würden? Den kleinen Handwerkern im Süden oder den Großkonzernen im Norden? Vereinheitlichung auf dem niedrigsten Niveau wäre das schönste Geschenk, das wir dem globalisierten Kapital machen könnten. Der Umwelt nützt sie nicht und den Menschen, die arbeiten, auch nicht, weder hier noch dort.

Was K. Koufen als „Glaubensfrage“ herausstellt, erscheint mir deshalb als etwas Konstruiertes. Stattdessen gibt es für die Menschen im Süden und im Norden eine Existenzfrage: ob wir hier unsere in Generationen erkämpften Schutzbestimmungen verteidigen und den Arbeitern und Kleinbauern im Süden dabei helfen können, schnellstmöglich ebensolche zu bekommen – oder ob wir einfach alles für den immer größeren Profit globaler Konzerne verschenken wollen. […] BERNHARD HÖPFNER, Wiesbaden