Desintegration: Rote Karte statt Green Card
Bisweilen fällt es schwer, die Welt noch zu verstehen. Zumindest die Welt, wie manche sie zu sehen sich beschränken. Ein Spitzenplatz auf der Liste des politischen Irrsinns gebührt ohne Zweifel dem Streichen der Integrationsklausel aus dem Zuwanderungsgesetz des Bundes.
kommentarvon sven-michael veit
Die Ausländerbehörden der Länder sollen also darüber entscheiden, welche MigrantInnen Sprach- und Integrationsangebote wahrnehmen dürfen – selten war die volksmundige Weisheit vom Bock als Gärtner zutreffender. Und das nicht nur, weil zum Beispiel in Hamburg Tausenden junger afghanischer SchülerInnen nach der Reifeprüfung die Abschiebung in ein Land droht, an das sich bestenfalls ihre Eltern noch dunkel erinnern.
Junge, mit Steuergeld ausgebildete und seit Jahren sozial integrierte Menschen wieder rauszuwerfen, ist schon inhuman. Sie unter dem täglich mehr strapazierten Banner des demographischen Wandels auszutauschen gegen genehme Anzuheuernde, die selbst mit Green Card gar nicht kommen wollen, ist blanker Zynismus.
Und ist zudem – um Kategorien zu bemühen, in denen Politkreative zu denken behaupten – volkswirtschaftlich unsinnig und der Sicherung der, leider ist der Begriff hier unvermeidlich, Sozialsysteme zuwiderlaufend.
Wer aber Zuwanderung will, muss Integration anbieten. Denen, die kommen sollen, und denen, die schon da sind. Alles andere ist Ausgrenzung.
Willkommen in der erweiterten Europäischen Union.
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