Das Straßenbild

Die Reklamerezension Heute: Mäuse machen

Wenn ich nur auf die eine Seite dieses Plakates gucke, dann könnt ich diese Werbung ja noch auf Anhieb verstehen. Eine Frau, ein Mann – das Leben eben. Die Karriere machende Frau macht Karriere, indem sie mit dem karrieregemachten Mann so liegt wie auf dem Bild abgebildet

Dass hier eine öffentlich-rechtliche Anstalt – wie die Sparkasse nun mal eine ist – wirbt, mag frivol sein, auch obszön und eben weniger schön. Dem aber nicht genug: Die karrierebildende Liebesszene wird von einem professionell ausgerüsteten Kameramann verfolgt. Wegen der Größe des Aufzeichnungsgerätes wird es sich nicht um einen Internetschlüssellochdienst handeln. Eher großer deutscher Film oder zumindest Vorabendunterhaltung. Schließlich ist das Paar noch im Rahmen seiner Möglichkeiten bekleidet.

Aber um was alles in der Welt macht der dritte Mann da links oben? Der sieht tatsächlich aus wie so ein verbeamteter Vermögensberater, dicklich, krawattlich gekleidet, mit Telefon am Ohr. Ja ja, natürlich wäre nach längerem Hinschauen zu vermuten, dass es sich um eine künstlerische Verfremdung, eine thematische Collage handelt. Während zwei junge schauspielernde Menschen sich mühsam vor der Kamera befummeln, wird vom eifrigen Filialleiter zeitgleich das persönliche Finanzkonzept für die karge Filmgage erarbeitet?

Weit gefehlt! Quer auf das Plakat ist der Schriftzug www.maeusemachen.de gepappt. Und da wird mir alles klar: Der da links ist ein skrupelloser Gentechniker! Fett sitzt er vor seiner Versuchsanordnung, lässt alles für die Nachwelt dokumentieren und telefoniert gerade mit einem Redakteur einer Boulevardzeitung. „Ja, trotz Humanmaterial als Ausgangspunkt erhalte ich geklonte Mäuse. Schauen Sie ruhig auf meiner Homepage nach.“ Und die Sparkasse finanziert diesen Skandal auch noch! Es wird Zeit, mein Geld ethisch korrekt anzulegen. LUTZ DEBUS