Unfallhochburg

Hamburg ist die unsicherste Stadt: Nirgends verunglücken so viele Kinder im Verkehr. Die GAL fordert Umdenken

Die „wachsende Stadt“, sagt der GAL-Abgeordnete Jörg Lühmann, ist im Moment nur für Autofahrer da. Zu seinem Verständnis gehört aber auch, dass Kinder sich in der Stadt wohl fühlen und Familien nicht aus Sicherheitsgründen rausziehen müssen. Fakt sei hingegen, dass die Zahl der Kinder, die im Straßenverkehr verletzt werden, im vergangenen Jahr unter der Verkehrspolitik von Schwarz-Schill um acht Prozent gestiegen ist – Hamburg hält den traurigen Rekord der Stadt in Deutschland, in der die meisten Kinder verunglücken. Lüdemann will durch eine große Anfrage herausfinden, wie der Senat auf diese Zahlen zu reagieren gedenkt.

Nicht ausreichend sei der Weg, den der Senat zurzeit beschreitet. Der hat gerade drei Aktionswochen veranstaltet, in denen die Verkehrssicherheit von Kindern verbessert werden sollte – und dabei, so Lüdemann, das Pferd von hinten aufgezäumt: „Es wird die Sicherheit der Kinderfahrräder überprüft, nicht das Verhalten der Autofahrer gegenüber Kindern.“ Wichtig sei hingegen, mehr Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. Auch müßte die Polizei massiv gegen Autofahrer vorgehen, die auf Rad- oder Fußwegen parken. Denn deren Fahrzeuge gefährden die Sicht auf Kinder, wenn diese vom Fußweg aus die Straße überqueren wollen. Und: die Kinder müssen bei zugeparkten Wegen selbst auf die Straße ausweichen – eine große Gefahr.

Dass so viele Kinder verunglücken, sei kein großstadtspezifisches Problem. In Berlin beispielsweise ist die Gefahr nur halb so groß. In Hamburg aber gebe es ein anderes Fahrverständnis, gefördert vom Senat. Dabei ist hier der Innenstadt-Verkehr schon jetzt im europäischen Vergleich der schnellste überhaupt: Während man in Madrid und Paris mit durchschittlich 20 km/h vorwärts kommt, liegt das Tempo in Hamburg bei 28 km/h. ELKE SPANNER