Sunny Afternoon

Der HSV schlägt den 1. FC Köln mit 4:2 und offenbart trotzdem die bekannten Abwehrschwächen

Hamburg taz ■ Das Schönste an einem Frühlings-Wochenend-nachmittag im Volksparkstadion zu Hamburg ist die letzte Viertelstunde. Dann scheint die Vorabendsonne genau auf die Pressetribüne. Man kann die Augen zumachen, sich sonnen und so tun, als gebe es all die Stockfehler und Unsortiertheiten, die sich dort unten auf dem Rasen 75 Minuten lang abgespielt hatten, nicht. Wer sich am Samstag dafür entschied, stattdessen weiter das Spiel anzusehen, blieb unfroh.

Auch wenn der Hamburger SV die Kölner Gäste letztlich ungefährdet mit 4:2 geschlagen hat, könnte es einem um die hamburgische Spielkultur schon mulmig sein, wenn die dpa Recht hätte: Sie schwärmte gestern in ihrem Spielbericht von der „besten Rückrundenleistung“ des HSV. Und Trainer Klaus Toppmöller hat dem nicht einmal widersprochen. Er beschwerte sich derweil lieber darüber, dass seine Arbeit in der Öffentlichkeit nicht genug gewürdigt werde.

Also würdigen wir mal die Abwehrarbeit des HSV beim zwischenzeitlichen Ausgleich des 1. FC Köln durch Podolski. Verteidiger Björn Schlicke gab dem FC-Angreifer ein bisschen Geleitschutz, das war‘s an Defensivtätigkeit. Und wenn ansonsten die Harmlosigkeit an diesem Nachmittag nicht auf den Namen Köln gehört hätte, wäre wohl gegen den Tabellenletzten kein Sieg herausgesprungen.

Das Problem in Hamburg ist die Abwehr. Stephan Wächter gibt einen veritablen ZweitligaTorhüter ab, und seine Vorderleute sind gedanklich oft zu langsam, verloren selbst gegen die bis auf Podolski ungefährlichen Kölner zahlreiche Laufduelle. Ein halbes Dutzend Kölner Chancen in der ersten Hälfte brachten aber nur das eine Tor hervor.

Dafür fühlten sich die Hamburger nach der Pause zum Toreschießen nachgerade genötigt, als die Kölner Abwehr in ihre Einzelteile zerfiel. Dass Barbarez, Mahdavikia und Co keinen fünften oder sechsten Treffer nachgelegt haben, zu denen die Kölner Deckung sie wärmstens eingeladen hatte, kann man den Angreifern des HSV noch am ehesten ankreiden. PETER AHRENS