Mit dem Schlitten auf Torejagd

Deutschlands Sledge-Eishockey-Team erreicht bei seiner ersten WM den siebten Platz. In der Liga dominieren die Hannoveraner Schlittencracks

Hamburg/Örnsköldsvik taz ■ Das hätten die Scorpions auf ihren ollen Schlittschuhen wohl gern. Endlich mal den deutschen Eishockey-Titel nach Hannover holen. Meisterliche Konkurrenz hat der Fast-Absteiger nun sogar schon auf Hannoveraner Eisflächen bekommen – allerdings auf Schlitten. Denn abseits von medialer Öffentlichkeit und dem Brimborium um die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) hat sich eine eigenständige Liga für Sportler mit körperlichen Einschränkungen gebildet: die Deutsche Sledge-Eishockey-Liga (DSL).

An ihrem Betrieb nehmen bislang vier Mannschaften teil (neben Hannover noch Bremen, Dresden und Wiehl bei Köln) und in der noch jungen Geschichte der Liga wurden die RSG Hannover Scorpions zum Serienmeister. Genau genommen sind die Scorpions auf Schlitten bisher in jedem Jahr seit der ersten Saison 2000/2001 Meister geworden. Durch Neulinge wie Heidelberg will die DSL nun weiter wachsen, auch in Hamburg und Berlin wird an der Gründung weiterer Mannschaften gearbeitet. Der 45-jährige Gerd Bleidorn ist von Anfang an dabei, seit der heutige RSG-Vorsitzende Detlev Zinke den Sport aus Schweden mitbrachte und sie 1996 zusammen den Verein und später die Liga gründeten.

Sledge-Eishockey ist eine paralympische Sportart, die vor 30 Jahren in den skandinavischen Ländern entwickelt wurde, mittlerweile aber weltweit gespielt wird. Spielregeln, Spielfeld und Spielverlauf entsprechem dem Eishockey. Statt auf Schlittschuhen kurven die Spieler auf Schlitten übers Eis. Zur Fortbewegung und zum Spiel dienen zwei kurze Schläger, deren Griffe am Ende mit Spikes versehen sind.

Ebenso jung wie die DSL ist die deutsche Nationalmannschaft, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. „Normalerweise braucht man eine Liga mit sechs Mannschaften, um eine offizielle Auswahl gründen zu dürfen“, erklärt Bleidorn. „Aber auf Intervention bei Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf haben wir eine Sondergenehmigung erwirkt.“

Gerade erspielte sich die Nationalmannschaft in Schweden bei der Weltmeisterschaft den siebten Platz. Der Sieg gegen Estland ist der größte Erfolg der Auswahlmannschaft bisher, wobei das langfristige Ziel die Teilnahme an den Paralympics 2006 in Turin ist. Für die Qualifikation hätte man unter die ersten drei Teams bei der WM kommen müssen. „Die USA und Kanada sind zu stark, da kommen wir noch nicht ran“, gesteht Bleidorn ein.

Der Weg nach Turin führt nun über einige Qualifikationsturniere, die Chancen für das deutsche Team stehen gut: auf dem europäischen Kontinent hat die Mannschaft alle Konkurrenten schon einmal besiegen können. HENDRIK TERNIEDEN