Alles Bio im Norden

Hamburg und Schleswig-Holstein besiegeln Zusammenarbeit bei Medizintechnik und lassen sich Ausbau der „Life Sciences“ 15 Millionen Euro kosten. Agentur soll regionale Konjunktur beleben und zugleich Patienten helfen

Von EVA WEIKERT

Jörg Dräger und Bernd Rohwer sind nicht ohne Stolz. Hamburg und Schleswig-Holstein haben ihre angekündigte Kooperation in der Medizin jetzt mit einem Vertrag besiegelt, und gestern konnten die zwei zuständigen Ressortchefs die Arbeit der gemeinsamen Agentur „i-Med“ in Hamburg vorstellen. Den Ausbau der „Life-Sciences“-Kompetenzen – also der Medizintechnik, Biomedizin und Biotechnologie – lassen sich die beiden Länder in den nächsten zwei Jahren rund 15 Millionen Euro kosten. Profitieren sollen Wirtschaft, Wissenschaft und Patienten.

Am vergangenen Freitag war Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Rohwer (SPD) mit dem parteilosen Dräger, der in Hamburg über Wissenschaft und Gesundheit regiert, beim Notar, um für Schleswig-Holstein den Kooperationsvertrag zu signieren. Die Nord-Agentur soll als gemeinsames Netzwerk, strategischer Planer und Förderer länderübergreifender Projekte fungieren. „Ehemals konkurrierende Forschungsstätten und Krankenhäuser ziehen jetzt an einem Strang“, lobte Rohwer. Kiel bringt mit fünf Millionen Euro bis 2006 den kleineren Anteil in die Agentur ein. „Wir wollen erste Erfahrungen abwarten“, erklärte der angereiste Minister.

Beide Seiten hoffen mit der Allianz, den Norden auf dem Markt der Life Sciences zu stärken. Der neue Dienstleister werde der Region „wirtschaftliche Impulse“ geben, erwartet Rohwer, und zugleich „wissenschaftliche Exzellenz“ fördern. In Schleswig-Holstein gibt es rund 200 Medizintechnik-Unternehmen und etwa 90 Firmen der Biotechnologie. In Hamburg sind insgesamt 210 entsprechende Unternehmen angesiedelt, laut Dräger gibt es in der Hansestadt etwa 70.000 Arbeitsplätze in den Life Sciences.

Die ersten Fördermittel hat „i-Med“ bereits reserviert für Kooperationen, die möglichst schon im Sommer starten sollen. Dazu zählt beispielsweise die Entwicklung eines Bildgebungsverfahrens zur Therapie von Diabetes oder Krebs sowie die Erstellung von Datenbanken für eine schnellere Analyse von Gewebeproben. Die geförderten Entwickler sind Konsortien aus Krankenhäusern, Foschungsinstituten und Firmen der beiden Nachbarländer.

Eine Öffnung der Partnerschaft für die übrigen Nord-Länder Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern schlossen die Vertreter aus Kiel und Hamburg nicht aus. „Wenn die das Tempo nicht bremsen, würden wir die Tür nicht zuschlagen“, sagte Dräger. Sein schleswig-holsteinischer Kollege betonte indes selbsbewusst: „Der Innovationskern sind wir.“

Damit von dem viel Wachstum ausgeht, soll die bisher unter „i-Med“ fimierende Agentur aber umbenannt werden. Dräger: „Das Kind braucht mittelfristig einen neuen Namen.“