Bombenleger in Jordanien sind geständig

Das staatliche Fernsehen sendet Aussagen von vier Islamisten, die verheerende Anschläge geplant haben sollen

AMMAN rtr/afp/ap ■ Polizei und Geheimdienst haben in Jordanien verheerende Bomben- und Giftgasanschläge vereitelt, bei denen möglicherweise tausende Menschen getötet worden wären. Das staatliche jordanische Fernsehen strahlte gestern mehrere Geständnisse von angeblichen Verdächtigen aus. Sie wurden bereits vor zehn Tagen festgenommen, vier weitere Verdächtige wurden bei der Polizeiaktion erschossen.

Den Aussagen dieser muslimischen Extremisten zufolge sollten mehrere mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge vor Regierungsgebäuden, dem Sitz des jordanischen Premierministers sowie ausländischen Vertretungen zur Explosion gebracht werden. Der mutmaßliche Anführer der Attentäter sagte in der zwanzigminütigen Aufzeichnung, er habe von einem Helfer Sarkawis 170.000 Dollar, logistische Unterstützung, gefälschte Papiere und Falschgeld erhalten. „Die Operation wäre die größte und mörderischste in der Geschichte Jordaniens gewesen“, hieß es im staatlichen Fernsehen. Der Sprecher sagte, bis zu 80.000 Menschen innerhalb eines Radius von zwei Kilometern wären im Falle eines Anschlags durch giftige Dämpfe getötet worden. Welche Chemikalien eingesetzt werden sollten, wurde nicht gesagt.

Die Festgenommenen erklärten, sie hätten ihre Anweisungen von Abu Mussab al-Sarkawi erhalten. Der 37-jährige Jordanier wird vom US-Geheimdienst für einen der gefährlichsten Terroristen weltweit gehalten, der auch für zahlreiche Anschläge im Irak verantwortlich sein soll. Für seine Ergreifung ist von den USA eine Belohnung von 10 Millionen Dollar ausgesetzt worden.

Schon seit Jahren steht Sarkawi auf der Fahndungsliste Jordaniens und der USA. Seine Spur führt aber auch nach Deutschland: Der militante Islamist gilt als Chemie- und Biowaffenexperte und führte vermutlich auch eine Zelle der islamistischen Al-Tauhid-Bewegung in Deutschland.

Auch zu dem vor wenigen Tagen vereitelten Anschlag auf den wichtigsten Ölexporthafen Iraks in Basra gab es ein Bekennerschreiben im Internet, das Sarkawi zugeschrieben wurde.

Geboren wurde Sarkawi 1966 in Jordanien. In den 80er-Jahren kämpfte er gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan.

Immer wieder kehrte Sarkawi nach Jordanien zurück, bevor er 1999 endgültig nach Afghanistan floh – nur kurze Zeit, bevor die Behörden in Amman eine mit al-Qaida verbundene Terrorzelle aufdeckten. Sie machten ihm in Abwesenheit den Prozess, Anfang April wurde er dann wegen Mordes an dem US-Diplomaten Laurence Foley in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Heute vermutet die US-Armee ihn in der schwer umkämpften Region der sunnitischen Widerstandshochburg Falludscha im Irak.