village voice
: „Invent Modest Fires“ von Ghost Cauldron

Grauschleier über der Clubnacht

Massiv schummelt sich derzeit die olle Rockgitarre auf den Dancefloor: Elektroclash macht’s möglich. Auch für Twens ist jetzt eine solche Neo-Gitarren-Platte zu haben: „Invent Modest Fires“ von Ghost Cauldron.

Ghost Cauldron bestehen aus Kaos und Ce.el: Kaos zählte lange Zeit zu den Extremhedonisten von Terranova. Nun schnappte er sich seinen alten Skaterfreund Ce.el, um mit seinem neuen Projekt Ghost Cauldron gleich alle Fashion-Victims von Mitte zu ködern, vom Schweißbändchen tragenden Cookies-Gänger bis zum borniertesten Diesel-Style-Mädchen. Mit dem Elektro-Stampfer „Vortex“ als Maxi machten sie sich schon im Vorfeld ihres Albums bekannt. Und so gelingt die Überraschung, wenn auf „Invent Modest Fires“ nun Rockballaden auf HipHop-Tracks folgen, und Wahwah-Gitarren lupenreinen Breakdance-Tracks vorausgehen. So viel Disparatheit war selten.

Ghost Cauldron zeigen den Twens die Beschränkungen ihres stylish definierten Lebens auf: Hört auf mit eurem „Lebe es“-Dogma! Es ist nur Musik! Dem Stilallerlei zum Trotz, ist „Invent Modest Fires“ jedoch ein erzählerisches Album geworden. Ghost Cauldron vernähen all die bunten Flicken mit einem Leitfaden: Es liegt ein Grauschleier über der Clubnacht. In einer Stadt, in der studierte Arbeitslose und Studierende mit geringen Berufsaussichten das Clubgeschehen prägen, vermag dieses Motiv alle anzusprechen.

Bereits im ouvertürehaften „Fire Walk With Me“ süffelt ein Piano in Bittersüße. Lang gehaltene Striche über ein Cello weihen das Album ein. „Da kommt was“, suggeriert dieser Track, der das Album mit einem dunklen Glühen grundiert. In verschiedenen Stücken mit Zwischenspiel-Charakter schleppt sich diese schwere Abendstimmung weiter. Und klingt schließlich im Schlussstück „Rush Nowhere“ aus.

Spricht man Kaos und Ce.el auf die Dramaturgie ihres Albums an, dann sprechen sie von „anderen Gräbern“, die „man mal öffnen wollte“. Als Filmnerds haben sie dafür an entlegenen Stätten gebuddelt, Sounds aus italienischen Gore-Filmen gesampelt. Daher stammt übrigens auch der Titel ihrer Platte.

CHRISTOPH BRAUN

Ghost Cauldron: „Invent Modest Fires“. (K7/Zomba)