Stimme und Klavier

Biographischer Liederabend: Helen Schneider im Delphi

In Schubladen lässt sich Helen Schneider nur schwer packen – dafür hat sie zu viel hinter sich, menschlich wie künstlerisch. Mit dem Blues ist die gebürtige US-Amerikanerin groß geworden. Als sie 17 war, haute sie von zu Hause ab, gründete eine Band und zog in den frühen 70ern durch die miesesten Blues-Schuppen der USA: die Hells Angels, Schlägereien, Drogen und sexuelle Übergriffe waren an der Tagesordnung.

Schneiders Erfolg begann erst, als sie nach New York ging. Jerry Weintraub nahm sie unter Vertrag und brachte die Sängerin in das Vorprogramm von Blues-Legenden wie Howlin‘ Wolf oder John Lee Hooker. Ende der 70er kam sie erstmals nach Deutschland, nahm mit Deodato und Lou Rawls Platten auf. Während eines Konzertes wurde Alfred Biolek auf sie aufmerksam, lud sie in seinen damaligen TV-Bahnhof ein und machte sie so auch in Deutschland zu einem Begriff.

Helen Schneider blieb im Land ihrer Großeltern und gründete The Kick, die 1981 mit „Rock‘n‘Roll Gypsy“ ihren ersten Chart-Hit landeten. In enge Lederklamotten gezwängt gab Schneider den Rock-Vamp, traf folgerichtig auf Udo Lindenberg und ging mit ihm auf zahlreiche Tourneen. Nach Ausflügen zum Film wechselte die Sängerin zum Musical, sang Ghetto am Broadway, Side by Side in Miami oder, wieder in New York, Frida. In Berlin gastierte sie mit Anything Goes im Theater des Westens, später dann mit Cabaret.

Von diesen und einigen weiteren Stationen in ihrem Leben handelt Helen Schneiders aktuelles Soloprogramm „A Voice and a Piano“. Dabei gelingt es der inzwischen fast 50-Jährigen mühelos, die stilistisch so verschiedenen Songs von Komponisten wie Willie Dixon, Bob Dylan, Kurt Weill/Bert Brecht, Gershwin oder auch Andrew Lloyd Webber zu vereinen – nicht nur wegen ihrer ausdrucksstarken Stimme, sondern gerade auch, weil Schneider zwischen den Songs von den eigenen Lebensstationen erzählt.

DIRK SEIFERT

Mittwoch, 20 Uhr, Delphi (Eimsbütteler Chaussee)