: Litauen: das Italien des Baltikums
Als „Italiener des Baltikums“ gelten die 3,2 Millionen LitauerInnen. Wozu gut ihre gemütliche Hauptstadt passt. Vilnius (Wilna), ist es gelungen, sich trotz 600.000 Einwohnern kleinstädtischen Charme zu bewahren. Und in diesen Tagen warten die Cafébesitzer ungeduldig auf die erste Frühlingswärme, die es ihnen erlaubt, Stühle und Tische vor die Tür zu stellen.
Litauen war das Land, in dem Ende der 80er-Jahre die baltische Befreiungsbewegung begann. Zu Beginn der 90er endlich selbstständig geworden, ließ es Litauen mit der Marktwirtschaft erst mal langsam angehen und fiel wirtschaftlich weit hinter Estland und Lettland zurück. Nicht nur wegen des Dauerstreits um das AKW Ignalina sah es lange so aus, als würde das Land nicht auf den EU-Zug aufspringen können.
Das hat sich geändert. Litauen gehörte im letzten Jahr zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Europas und hat mittlerweile in der Wohlstandsstatistik immerhin mit dem Nachbarn Polen gleichgezogen.
Im 14. Jahrhundert war Litauen eine Großmacht, die von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte. Die Jahrhunderte danach hatte es nur zu oft unter den Eroberern aus Ost und West zu leiden. Kein Wunder, ist es doch Europas geografischer Mittelpunkt. Eine halbe Autostunde von Vilnius entfernt liegt „Europos Centras“. Ein stiller Platz, eine Heidelandschaft, weit weg von Brüssel, aber nahe der Grenze zu Weißrussland. Litauens Politiker haben sich vorgenommen, die EU nicht vergessen zu lassen, dass Europa an der neuen Ostgrenze nicht endet. WLF
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