HEUTE
: Aus reinem Affekt: Hass auf den Grand Prix

Der Junge mit der Gitarre im Roten Salon, Rosa-Luxemburg-Platz,Dienstag, 4. Mai, 22 Uhr

Er hatte es auf die leichte Schulter genommen, die Teilnahme am deutschen Grand-Prix-Vorentscheid voriges Jahr. Support erhielt er obendrein von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, rein bildungstechnisch für einen Sohn eines Pastoralreferenten nicht die schlechteste Promotion. Doch dann wurde er, bitter enttäuscht, irgendwie nur auf einen der letzten Plätze gevotet. Nun scheint er erholt – was sein neuer Tonträger, Titel: „Im Affekt“, auch nahe legt. Der Junge mit der Gitarre, wie man Tobias Schacht nach einem Auftritt in der Speaker’s Corner beim Bizarre Festival zu nennen begann, sagt, seine neue Produktion sei ein „Befreiungsschlag“. Es klingt jedenfalls wütender (wenn auch in Maßen), flegelhafter (nun ja) und engagierter (das gewiss) als früher. Ein Junge, der den Mann gibt. Eines der schönsten Lieder – der Applaus ist ihm in den Gefilden des Bildungsbürgertums sicher – heißt „Nie wieder Grand Prix“. Nun, das ist zu verstehen, denn er ist ja bei diesem Event gescheitert – und deshalb mag es manchem als Klage scheinen, die Fußballfans von sich geben, weil ihre Mannschaft nach dem Aufstieg gleich wieder absteigen musste. Schacht ist nicht von dieser Sorte: Er ist einfach wahrhaftig – ein seltener Charakterzug im Tourneegeschäft. JAF