Tengelmann handelt jetzt ein bisschen fairer

Supermarktkette nimmt Biobananen ins Sortiment. TransFair will jährlich eine Million Kisten solcher Früchte verkaufen

BERLIN taz ■ „Die Zeit ist reif“, finden die Verantwortlichen von TransFair: Das Nischendasein von fair gehandelten Bananen in Bioläden ist vorbei. Das Unternehmen Kaiser’s Tengelmann nimmt nämlich heute erstmals fair gehandelte Biobananen in sein Sortiment auf. Die Supermarktkette bietet jetzt bundesweit Produkte aus Ecuador an.

„Unsere Bananen sind nicht nur sozial, sondern auch biologisch“, erklärt Claudia Brück von TransFair. Sie werden ohne Verwendung von Pestiziden angebaut und tragen daher auch das Biosiegel der Bundesregierung. Das Angebot an Biobananen ist recht klein, da wegen eines weit verbreiteten Pilzes oft Pestizide verwendet werden müssen.

TransFair handelt nicht selbst mit Bananen, sondern vergibt ein Siegel und übernimmt das Marketing. Die Einhaltung der Produktionsstandards wird von der internationalen Dachorganisation FLO überprüft. Für die Bananenbauern in Ecuador heißt das: Sie erhalten einen erhöhten Mindestpreis und zusätzlich eine Prämie von 1,75 US-Dollar pro 18-Kilo-Kiste. In einer Genossenschaft entscheiden alle Kleinbauern gemeinsam, wofür sie das Geld ausgeben wollen. In der Vergangenheit wurde so der Schulbesuch der Kinder oder die Umstellung auf Bioproduktion finanziert. Die Produzenten müssen außerdem Arbeitsschutzstandards für Landarbeiter und Gewerkschaftsfreiheit auf den Plantagen respektieren. Die Einhaltung dieser Standards hat ihren Preis: 2,49 Euro soll das Kilo Bananen kosten.

Außerhalb der großen Supermärkte können Verbraucher schon seit einiger Zeit fair gehandelte Biobananen kaufen. Die Handelsfirma Banafair beliefert bereits seit 15 Jahren Welt- und Bioläden in Deutschland, derzeit mit 2.500 Kisten pro Woche. Der Marktanteil fair gehandelter Bananen liegt in Deutschland unter einem Prozent. Bei Kaffee, Orangensaft, Kakao und Zucker sieht es ähnlich aus. Tee und Honig verkaufen sich mit zwei Prozent Marktanteil etwas besser. Die Vorkämpfer für fairen Handel sehen jedoch große Entwicklungschancen. So ist in Österreich inzwischen jede fünfte Banane fair gehandelt.

Tengelmann hat zunächst 900 Kisten pro Woche geordert. Für die Entwicklungshilfeaktivisten ein Startsignal. TransFair, wo man momentan in Verhandlungen mit weiteren Ketten steht, hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Eine Million Kisten sollen pro Jahr verkauft werden. Dann könnten fair gehandelte Bananen endlich auch preisgünstiger sein. NIKOLAI FICHTNER

www.transfair.org