Mehr als nur Gereede

Neue Anzeichen für Fusion der beiden größten Hamburger Reedereien. Hamburg-Süd profitiert vom Container-Boom

Das Gezerre um die Zukunft der beiden größten Hamburger Reedereien geht weiter. Gestern hat sich der Geschäftsführer der Reederei Hamburg-Süd, Klaus Meves, grundsätzlich für eine Fusion mit der größeren Konkurrenz von Hapag Lloyd ausgesprochen. „Betriebswirtschaftlich macht das sicher Sinn“, sagte Meves bei der Vorstellung der Bilanz 2003. Der Bielefelder Puddingkonzern Oetker, der Hamburg-Süd besitzt, würde Hapag Lloyd, zurzeit noch in Händen des Reiseunternehmens TUI, gerne kaufen. TUI sperrt sich jedoch offiziell noch gegen einen solchen Deal und bereitet stattdessen den Börsengang von Hapag Lloyd vor.

Aus Sicht von Meves hätte ein Zusammenschluss unter dem Oetker-Dach im Sinne eines internationalen Wettbewerbs seine Vorteile: „Warum sollte der Export-Weltmeister Deutschland nicht auch eine vernünftig große Reederei haben?“ Wenn Hapag-Lloyd und Hamburg-Süd zusammengingen, dann würde sich das neu entstandene Unternehmen auch in der Größe mit Konkurrenten wie dem dänischen Reeder-Riesen Maersk messen können.

Wenn Meves von „Synergieeffekten“ spricht, klingt allerdings auch das Wort vom Arbeitsplatzabbau mit. Zurzeit sind bei Hamburg-Süd noch fast 3.500 MitarbeiterInnen beschäftigt. Eine Fusion mit Hapag-Lloyd zöge zweifellos einen Abbau von einigen hundert Jobs in beiden Häusern nach sich.

Zurzeit wirtschaftet Hamburg-Süd aber noch für sich allein – und der Containerboom im Hafen sorgt dafür, dass die Reederei eine hübsche Fusionsbraut wäre: Das Transportvolumen wurde um immerhin 44 Prozent gesteigert, der Umsatz ging um 200 Millionen Euro auf rund 1,95 Milliarden Euro nach oben. Niedrige Frachtraten im Südamerika-Verkehr und gestiegene Energiepreise haben ein noch besseres Resultat der Reederei verhindert. PETER AHRENS