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Verbraucher ab sofort ohne Rat

In Mecklenburg-Vorpommern macht bundesweit die erste Verbraucherzentrale zu

BERLIN taz ■ Wer sich gestern in der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern Rat etwa zur privaten Altersvorsorge oder zur Baufinanzierung holen wollten, hatte Pech: Sie ist bis auf weiteres geschlossen. „Wir müssen Insolvenz beantragen“, sagte der Vorstandschef Jürgen Fischer der taz. Heute soll der Brief beim Amtsgericht eingehen. Mecklenburg-Vorpommern gibt damit als erstes Bundesland seine Verbraucherberatung auf.

Welcher Handyvertrag macht Sinn? Ist es ratsam, die Krankenkasse zu wechseln? Gibt es beim Ökostrom Probleme? Solche Fragen haben die 33 Mitarbeiter im letzten Jahr 80.000 Personen per Telefon oder im Büro beantwortet. Dafür gibt es nun jedoch nicht mehr genug Geld. Das Land hat die Zuschüsse drastisch gekürzt. Zwar hatte es für 2004 eine Million Euro zugesagt. Diese halbierte Wirtschaftsminister Otto Ebnet (SPD) Ende Februar dann aber wegen der „Sparzwänge“. Da waren 250.000 Euro für die ersten drei Monate allerdings schon überwiesen. Und der große Batzen davon ist nun, Anfang Mai, schon ausgegeben. Am Montag trafen sich Fischer und Ebnet deshalb zu einem Krisengipfel. Er könne nicht mehr Geld zur Verfügung stellen, erklärte der Minister. Im Gegenteil müsse er sofort jede Überweisung einstellen. Nur so könne er die Abwicklung der drohenden Insolvenz finanzieren. Für die Mitarbeiter heißt das: Bevor sie arbeitslos werden, erhalten sie noch maximal drei Monate Insolvenzgeld. „Die Finanzmisere wird auf unserem Rücken ausgetragen“, sagt Betriebsrätin Uta Nehls verbittert.

„Die Landesregierung handelt kurzsichtig“, schimpft Edda Müller vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Eine persönliche Beratung sei – auch durch das Internet – nicht zu ersetzen.

HANNA GERSMANN

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