Notruf der Kölner Feuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr in Köln klagt über zu wenig neue Mitglieder. Das gefährdet die Sicherheit der Stadt. Eine Imagekampagne soll jetzt Abhilfe schaffen – und auch den Anteil der Frauen steigern

Von Claudia Lehnen

Auf die Wirkung des Kleine-Jungen-Traums kann Ralf Thiel schon lange nicht mehr bauen. Der Feuerwehrmann, früher Held und Idol im Kinderzimmer, genießt zwar auch heute noch einen guten Ruf. Bei den Neuanmeldungen der Freiwilligen Feuerwehr in Köln macht sich dieses gute Image allerdings nicht bemerkbar. „Die Zahlen sind seit Jahren rückläufig“, klagt der Pressesprecher der Feuerwehr Köln. Genau 676 Mitglieder habe die Freiwillige Feuerwehr in Köln im vergangenen Jahr gehabt, berichtet Thiel. 2000 seien es noch 718 gewesen. „Wenn es so weiter geht, haben wir irgendwann ein Problem, irgendwann ist die Sicherheit gefährdet.“

Um das Schlimmste zu verhindern, hat sich die Feuerwehr zu einer Imagekampagne entschlossen. Zwischen 30.000 und 40.000 Euro soll die Kampagne den Stadtfeuerwehrverband kosten, sagt Verbandssprecher Martin Wetzel. Die Einnahmen speisten sich hauptsächlich aus vom Amtsgericht verhängten Bußgeldern, die gemeinnützigen Empfängern wie eben der Feuerwehr zugute kommen.

Bei der Kampagne gehe es nicht nur darum, Mitglieder zu werben, sagt Wetzel, „sondern darum, die Menschen erst einmal über die Existenz der Freiwilligen Feuerwehr hier in Köln zu informieren“. Viele wüssten nämlich gar nicht, dass fünfzig Prozent der Arbeit von freiwilligen Helmträgern übernommen wird. Nach Auskunft von Feuerwehr-Sprecher Thiel gibt es sogar Aufgabenbereiche, die ausschließlich von der Freiwilligen Feuerwehr besetzt werden. So kümmern sich die Ehrenamtlichen zum Beispiel um Umweltschutz, messen bei Großbränden oder Unfällen mit Chemikalien die Schadstoffbelastung. Außerdem besetzten die Freiwilligen bei großen Bränden die Wachen der ausgeflogenen Berufsfeuerwehr. „Sonst wären bei großen Einsätzen ganze Stadtteile verwaist. Wenn dann noch ein Brand ausbricht, ist die Freiwillige Feuerwehr zur Stelle“, erklärt Thiel.

Um über ihre Existenz zu informieren, hat die Freiwillige Feuerwehr überall in der Stadt Plakate aufgehängt. Behelmte Playmobilfiguren tragen da eine Leiter durch das Bild und sagen dem Betrachter, dass ehrenamtliches Engagement etwas Schönes sei, etwas, das einen weiter bringe. Sie suggerieren auch, dass die Freiwillige Feuerwehr ein spaßiger Verein sei, in dem man seine Jugendträume ausleben und Abenteurer spielen könne. Darauf möchte Ralf Thiel die Freiwillige Feuerwehr freilich nicht reduziert wissen. „Wir wollen keine Westernkampagne machen, sondern die Leute seriös aufklären“, sagt er. Die Feuerwehr sei kein vermeintlich lustiger Verein, deren Mitglieder nur „im Gerätehaus sitzen und das Bier kastenweise trinken“. Ehrenamtlicher Feuerwehrmensch zu sein, habe einen hohen ideellen Wert. „Eine wertvolle Aufgabe zu übernehmen, kann dem Leben mehr Sinn geben“, sagt Thiel. Aber auch in anderer Hinsicht könne sich das Engagement auszahlen. Wer sechs bis acht Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv war, müsse keinen Ersatzdienst leisten.

Die Gründe für die schrumpfende Mitgliederzahl sieht Thiel in einer veränderten Gesellschaft. Das Freizeitverhalten sei Schuld, aber auch die veränderte Altersstruktur. Schließlich gebe es immer weniger junge Menschen. Allerdings hat die Feuerwehr noch lange nicht alle Bevölkerungsteile erreicht: So sind laut Thiel nur knapp sieben Prozent aller Freiwilligen Feuerwehrleute in Köln weiblich. „Da gibt es noch viel unentdecktes Potenzial“, sagt Thiel.

Die kulleräugigen Feuerwehrleute aus Plastik, die auf den Plakaten ihre Leitern durch die Stadt tragen, sind indes allesamt männlich. Angesprochen fühlen können sich potenzielle Freiwillige Feuerwehrfrauen trotzdem bald: Am 15. Mai gibt es auf dem Neumarkt einen großen Brandschutztag. Dort gibt es neben Fahrzeugen und inszenierten Zimmerlöschungen auf Großbildleinwand auch ein Themenzelt „Feuerwehr und Frauen“.