Steter Ausbau von Anfang an

Seit 30 Jahren gibt es spezielle Radiosendungen für Migranten. Macher wollen ins TV

Das türkische Programm und „Forum Südosteuropa“ des RBB feiern heute ihr 30. Jubiläum. Die zehnminütigen Gastarbeitersendungen von damals sind heute feste Bestandteile des Stadtsenders Multikulti. Und ihre Sendezeit ist gewachsen auf insgesamt täglich fünf Stunden.

Sie haben die Migranten aus der Türkei und Jugoslawien in ihrer neuen Heimat begleitet. Im geteilten Berlin informierten sie ihre Hörer über die Behörden, die sozialen und politischen Entwicklungen.

Mittlerweile hat die türkische Sendung auf Multikulti starke Konkurrenz bekommen durch das Privatradio Metropol FM und zahlreiche TV-Sender. Dadurch hat sie sich zu einer „bewusst wortlastigen Sendung“ entwickelt, so ihr Leiter Cem Dalaman. Er sieht heute drei Hauptaufgaben: Informieren über die Entwicklungen in der Stadt, junge Talente unter den Migranten ausbilden und „eine bewusst politisierende Sendung“ zusammenstellen.

Die „Jugoslawen“ hatten vor 30 Jahren keine gemeinsame Sprache. Heute besitzen die Hörer auch noch verschiedene Staatsbürgerschaften. Mit dem Bürgerkrieg im Balkan hat sich die Redaktion mehrmals umbenannt. Nun wird sie wieder umbenannt – in „Most“. Das heißt „Brücke“ und verrät die zukünftigen Ambitionen der Redaktion: eine Brücke zwischen den Kulturen der ehemaligen „jugoslawischen“ Völkern und auch der Deutschen zu bilden.

Ilona Marenbach, Programmchefin von Radio Multikulti, bedauert, dass es keine verlässliche Zahlen über das Hörverhalten der Migranten gibt. Deshalb könne man auch den Erfolg dieser Sendungen nicht richtig messen. „Es gibt eine Diskussion darüber“, sagt Marenbach, „ob ein Programm mit multikulturellen Beiträgen oder mit muttersprachlichen Angeboten gebraucht wird. Wir brauchen beides.“ Sie geht ein Schritt weiter: „Ich hoffe, wir sehen bald auch im RBB-Fernsehen Migranten als Ansager oder Reporter.“

Doch ein TV-Sender nach dem Multikulti-Modell ist laut RBB-Sprecher Ulrich Anschütz nicht in Sicht. „Dafür gibt es kein Geld“, meint Anschütz knapp. Cem Dalaman widerspricht: „Dies ist eine nationale Aufgabe. Auch Arte existiert trotz sehr geringer Zuschauerzahlen. Es gibt Bedarf an einem öffentlich geförderten fremdsprachigen Fernsehsender.“ CEM SEY