Der zweite Streich des Rächers

In einem hitzigen Match bezwingen Winfried Schäfers Kameruner die Türkei mit 1:0 und erreichen beim Konföderationen-Cup ebenso wie Frankreich vorzeitig das Halbfinale

BERLIN taz ■ Gerade noch rechtzeitig kam Kameruns hochgradig euphorisierter Coach Winfried Schäfer nach dem 1:0-Sieg seines Teams gegen Brasilien („Ich habe Deutschland gerächt“) auf den Boden zurück. Immerhin stand am Samstag beim Konföderationen-Cup in Frankreich, wo auch seine Zukunft als Coach des Afrikameisters auf dem Spiel steht, das zweite wichtige Match an. Kamerun besiegte durch ein Elfmetertor von Geremi in der Nachspielzeit auch die Türkei mit 1:0 und erreichte damit, wie schon Frankreich, bereits vor der heutigen abschließenden Vorrundenpartie gegen die USA das Halbfinale. Die Nordamerikaner sind nach dem 0:1 gegen Brasilien durch ein Tor von Adriano (21.) ohne Chance, den zweiten Halbfinalplatz der Gruppe B spielen heute (21 Uhr, Eurosport) Brasilien und die Türkei aus.

Wie wichtig Winfried Schäfer den umstrittenen Sommer-Cup in Frankreich nimmt, demonstrierte er dadurch, dass er – anders, als die meisten der angetretenen Teams, die munter durchwechseln – gegen die Türken exakt die Mannschaft aufs Feld schickte, die Brasilien bezwungen hatte. Das Spiel wurde äußerst hart und verbissen geführt – „eine wirkliche Schlacht“, so Schäfer – und am Ende bewiesen die Türken einmal mehr, dass sie nicht nur eines der besten Fußballteams der Welt haben, sondern auch zu den schlechtesten Verlierern gehören. Auf den Rängen zettelten die zahlreichen türkischen Fans unter den 43.000 Zuschauern im Stade de France von Paris Schlägereien an und warfen Wasserflaschen und andere Gegenstände aufs Spielfeld. Trainer Senol Günes schimpfte derweil über den Schiedsrichter Carlos Amarilla aus Paraguay und erging sich in Verschwörungstheorien. „Jemand hat versucht, uns auf dem Weg ins Endspiel zu stoppen“, ereiferte sich der Coach und regte sich besonders darüber auf, dass ein vermeintliches Tor für sein Team in der 65. Minute nicht gegeben wurde. „Jeder hat gesehen, dass der Ball hinter der Linie war“, behauptete er, die Fernsehbilder stützten jedoch eher die Entscheidung des Referees, dass der Kameruner Mettomo den Ball wegschlug, bevor er die Linie überquert hatte. Auch der Strafstoß in der 91. Minute nach einem Foul am enteilten Joseph Desiré Job ging in Ordnung.

Bevor Günes weitere Tiraden loswerden konnte, schaltete ihm der Fifa-Pressesprecher das Mikrofon ab und redete dem erbosten Coach ins Gewissen. Immerhin hatte die Fifa just den Samstag zum „Fairplay- und Antirassismus-Tag“ erklärt. Was im Übrigen auch die 20.000 Zuschauer in St. Etienne beim Spiel Brasilien–USA nicht daran hinderte, getreu dem Geiste des alten Europa die Hymne der Vereinigten Kriegstreiberstaaten auszupfeifen. MATTI LIESKE