Nur 81.999.999 Aktien

Die Post will ihre Bank an der Börse verkaufen und nicht an ein Geldinstitut. Spekuliert wird trotzdem heftig – die Bundesregierung macht munter mit

VON NIKOLAI FICHTNER

Am 21. Juni ist es so weit: Die Postbank wagt sich aufs Börsenparkett. Alles laufe wie geplant, erklärten der Post-Vorsitzende Klaus Zumwinkel und Postbankchef Wulf von Schimmelmann gestern am Rande der Post-Hauptversammlung in Köln. Sie widersprachen damit Spekulationen, nach denen die Deutsche Bank die Postbank ganz oder teilweise übernehmen wolle. „Die Deutsche Post als momentaner Alleineigentümer will auf Dauer die Mehrheit der Postbank halten“ sagte Zumwinkel. Schließlich gehören Postbank und Postfilialen untrennbar zusammen.

Nicht mehr als 49,9 Prozent der Postbank – exakt 81.999.999 Aktien – will Zumwinkel deshalb an der Börse platzieren. Die Preisspanne für den Ausgabekurs soll am 5. und 6. Juni festgelegt werden. Der größte Teil wird wohl an institutionelle Investoren gehen. Bei der Zuteilung bevorzugt werden Privataktionäre der Postbank, Postmitarbeiter und Postbankkunden mit Aktiendepot. „Die sollten beim Kauf jedoch vorsichtig sein“, sagte Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinanleger. Bisher hätten frühere Staatsunternehmen den Kleinanlegern keinen Erfolg gebracht. Straub verweist auf die Börsengänge von Deutscher Telekom, Post AG oder T-Online.

Die Postbank ist mit 11,5 Millionen Kunden die größte deutsche Bank im Privatkundenbereich. Dank ihrer Präsenz in rund 9.000 Postfilialen besitzt sie das dichteste Netz in Deutschland. Sie gilt außerdem als eines der profitabelsten Kreditinstitute.

Das macht sie zu einer attraktiven Übernahmekandidatin für andere Großbanken. So berichtete die Financial Times Deutschland gestern, die Deutsche Bank habe der Bundesregierung ihr Interesse an einem Einstieg bekundet. Sie soll dort nicht auf Ablehnung gestoßen sein. Der Bund hält über die Kreditanstalt für Wiederaufbau die Mehrheit an der Post. Zwar hat Postchef Zumwinkel Verhandlungen hierzu dementiert. Doch halten Branchenkenner den Einstieg weiterhin für möglich.

Die Spekulationen fügen sich ein in die Debatte um die Konzentration des deutschen Bankenwesens. Deutsche Großbanken haben im internationalen Vergleich einen geringen Börsenwert. Fusionen innerhalb Deutschlands gelten daher als notwendig, um Übernahmen aus dem Ausland zu verhindern. So forderte auch Bundeskanzler Gerhard Schröder jüngst eine Konsolidierung: „Was wir brauchen, ist ein Institut, das aus Deutschland heraus global wettbewerbsfähig ist.“

Einfach wäre eine Übernahme der Postbank jedoch nicht. So stützt sich ihr Filialnetz zum großen Teil auf Postmitarbeiter, die keine Ausbildung zur Bankberatung haben. Zumwinkel hält angesichts der engen Verflechtung mit der Post die Beteiligung eines weiteren Geldinstituts für sehr problematisch.