Alitalia noch zu retten

Einigung in allerletzter Minute. Allerdings spart der Rettungsplan den heikelsten Punkt aus – den Jobabbau

ROM taz ■ Einen Schritt vor dem Abgrund haben alle Protagonisten der Alitalia-Krise Halt gemacht. Noch am Donnerstag galt es nicht als ausgeschlossen, dass die für den Nachmittag einberufene Gesellschafterversammlung der mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen Fluglinie angesichts des gewerkschaftlichen Widerstands gegen radikale Stellenstreichungen die Insolvenz beschließen würde. Doch dann waren es die Gewerkschaften, die mit einem eigenen Rettungsplan den Durchbruch im Konflikt mit Regierung und Firmenleitung erzielten. Zugleich war es der Regierung gelungen, die lähmenden Konflikte in den eigenen Reihen zu überwinden.

Der jetzt vorliegende Plan sieht vor, dass Alitalia auf das massive Ausgliedern der Bodendienstleistungen verzichtet, stattdessen zwei Tochtergesellschaften gründet – eine für den reinen Flugbetrieb, die andere für das Geschäft am Boden. Außerdem soll ein Plan für den Relaunch ausgearbeitet werden – um so frisches, privates Kapital zu akquirieren. Drittens soll der neue Chef, Giancarlo Cimoli, der Alitalia bei Banken, Investoren und möglichen Fusionspartnern neue Glaubwürdigkeit verschaffen. Cimoli, der seit 1996 die italienischen Eisenbahnen leitet, fiel dort nicht nur durch Sanierungsgeschick auf, sondern auch durch die Fähigkeit zum Dialog mit den Gewerkschaften, die seine Berufung zum Alitalia-Präsidenten begeistert begrüßen. Begeistert reagierte auch die Mailänder Börse: Am ersten Tag der Wiederzulassung legte der Titel fast 25 Prozent zu.

Offen blieb beim vereinbarten Rettungsplan allerdings der heikelste Punkt: der Umfang des anstehenden Personalabbaus, der in den nächsten Wochen auszuhandeln sein wird. Sollte es wegen dieser Frage erneut Streiks geben – wie in der letzten Woche –, dann dürfte die Pleite kaum mehr abwendbar sein.

MICHAEL BRAUN